Rezension

Eva-Maria Silber - Niemandsmädchen

Niemandsmädchen - Eva-Maria Silber

Niemandsmädchen
von Eva-Maria Silber

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Als Schwester Melanie das Krankenzimmer betritt und der jungen Mutter ihr Neugeborenes überreicht, blickt diese sie nur aus leeren Augen entsetzt an. Kurz darauf sind Mutter und Kind wie vom Erdboden verschluckt. Kriminalkommissarin Hannah Adams macht sich auf die Suche nach den beiden. Unterstützt wird sie dabei von der engagierten Staatsanwältin Leyla Zapatka. Fast zeitgleich kollabieren im ostfriesischen Etzel drei Erdgaskavernen. Während die Bevölkerung im Umkreis der Katastrophe evakuiert wird, versuchen die beiden Frauen, das Baby zu retten – vor seiner eigenen Mutter. *Quelle*

Zur Autorin: 
Eva-Maria Silber, geboren 1959 in Friedlos bei Bad Hersfeld, studierte in Gießen Jura und arbeitete als Rechtsanwältin und Strafverteidigerin im Großraum Frankfurt am Main, bevor sie 2010 ihren Beruf wegen hochgradiger Schwerhörigkeit aufgeben musste. Nach zwanzig Jahren Pendeln zwischen ihrem Wirkensort und Ostfriesland, lebt sie jetzt endlich mit ihrem Mann an der Nordseeküste in Funnix bei Wittmund, sechs Kilometer vom Meer entfernt. Seit sie nicht mehr ihrem Beruf nachgehen kann, schreibt sie Krimis und Thriller. Ihr Debüt-Roman »Endstation A4« erschien 2014, weitere Veröffentlichungen folgten. 2016 belegte sie den zweiten Platz bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb des Chiliverlages.

Meinung: 
Niemandsmädchen wurde mir freundlicherweise von der Autorin Eva-Maria Silber zur Verfügung gestellt und sprach mich durch seine interessant klingende Kurzbeschreibung an. Der 1. Fall von Hannah Adams hat mir gut gefallen. Die Handlung ist im Kreis Wittmund in Ostfriesland angesiedelt und spielt an einem einzigen Tag, dem 26.05.2009.

Als Hauptfiguren agieren einmal die Kriminalkommissarin Hannah Adams, die seit einem Vierteljahr nach ihrer Versetzung von Hannover im Polizeikommissariat Wittmund ihren Dienst versieht. Sie ist eine sehr unzufriedene Person, anfangs völlig unsympathisch reagiert sie auf ihre Mitmenschen mit beißendem Hohn und Spott. Warum sie sich allerdings so verhält, wird in einem kleinen Rückblick aus ihrer Zeit in Hannover klar.

An ihre Seite bei den Ermittlungen nach der verschwundenen Mutter wird die junge Staatsanwältin Leyla Zapatka gestellt, mit der sich Adams von Anfang an in die Wolle bekommt. Zapatka wurde gerade von ihrem Lebensgefährten Stefan verlassen, ist schwanger und leidet zusätzlich an der Krankheit Morbus Meniere, durch die sie kaum etwas hört und an plötzlich auftretenden Schwindelattacken leidet. Sie entwickelt sich allerdings zur Heldin der Geschichte und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der kratzbürstigen Adams entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden.

Als erwähnenswerter Nebencharakter fungiert Christina Onken, die gerade ein Mädchen zur Welt gebracht hat. Sie kommt mit dieser Situation überhaupt nicht zurecht und flieht mit dem Neugeborenen aus dem Krankenhaus. Adams' und Zapatkas Aufgabe ist es, die frischgebackene Mutter schnellstens zu finden, bevor sie dem Kind in ihrem Wahn etwas antun kann.

Im Nebenstrang wird noch ein Vorfall im Erdgas-Untergrundspeicher in der Kleinstadt Etzel eingebaut, der in einer großen Katastrophe münden könnte. Dieser hat zwar nichts Näheres mit der Hauptgeschichte zu tun, dient aber als eine Art Countdown für die Kommissarin und die Staatsanwältin. Eva-Maria Silber versteht es gut, Spannung aufzubauen und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, zu beschreiben, wie Christina Onken in ihrem Wahn mit ihrem Neugeborenen umgeht. Das dürfte allerdings für viele Leser nur schwer zu ertragen sein! Allerdings hat die Mutter auch eine bewegende Lebensgeschichte, die den Leser durchaus betroffen macht, was aber ihre Handlungen in keinster Weise entschuldigt.

Die gesamte Geschichte wird aus der 3. Person erzählt, wobei sich die Perspektiven aus Hannah Adams', Leyla Zapatkas und Christina Onkens Sicht abwechseln und man dadurch einen detaillierten Einblick in die Handlungen und Gefühle der drei Beteiligten bekommt. Das Ende löst sich gut auf, mündet nochmals in einen kleinen Showdown und ließ mich durchaus zufrieden zurück. Ich bin gespannt, ob man von Hannah Adams und Leyla Zapatka noch mehr lesen darf.

Fazit: 
Eva-Maria Silber ist mit Niemandsmädchen ein bedrückender Krimi gelungen, dessen Thematik nicht für jedermann geeignet sein dürfte. Mich konnte die Geschichte durchaus überzeugen, auch wenn mir Hannah Adams anfänglich in keinster Weise sympathisch war und mir Leyla Zapatka schon recht leidgetan hat. Für die Mutter allerdings konnte ich trotz ihrer Vorgeschichte keinerlei Verständnis aufbringen.