Rezension

Exilbayer Leo Reisinger ermittelt wieder in der Sächsischen Schweiz

Dunkeltage im Elbsandstein - Thea Lehmann

Dunkeltage im Elbsandstein
von Thea Lehmann

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich will die Seniorin Helga Dünnebier im Ottendorfer Wald nur ein paar Pilze sammeln. Doch neben Ziegenlippen, Steinpilzen und Co. findet sie noch etwas anderes: Eine Leiche. Es ist ein junger Mann, der da mausetot neben seinem BMW auf dem Feldweg liegt. Oma Dünnebier benachrichtigt umgehend die Polizei – und das halbe Dorf. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Es wird nicht bei einem Toten in dem lauschigen Örtchen in der Sächsischen Schweiz bleiben …

In „Dunkeltage im Elbsandstein“ ermittelt Kriminalkommissar (oder, um Helga Dünnebier zu zitieren: „Krimikommissar“) Leo Reisinger in seinem zweiten Fall. Der Exilbayer, der seinen Dienst nun schon seit mehreren Monaten in Sachsen versieht, bekommt es diesmal mit der Dresdner Unterwelt, zwei vermissten Frauen, drei Toten und der erstaunlichen Höhlenlandschaft des Elbsandsteingebirges zu tun.

Die Autorin Thea Lehmann stammt aus Oberbayern und hat seit 19 Jahren einen sächsischen Mann an ihrer Seite. Deshalb verfügt sie über einen reichen Erfahrungsschatz zur sächsisch-bayerischen Freundschaft, aus dem sie in ihrer Krimireihe um Leo Reisinger reichlich schöpft. Die Eigenarten der jeweiligen Landsleute hat sie, wie schon im ersten Teil „Tod im Kirnitzschtal“, einmal mehr sehr schön herausgearbeitet. Es wird gesächselt und boarisch g’redt, allerdings immer verständlich für all jene, die weder im sächsischen noch im bayerischen Dialekt bewandert sind. Hin und wieder kommt es aber zwischen den Sachsen und den Bayern im Buch zu sehr amüsanten Verständigungsschwierigkeiten.

Überhaupt enthält dieser Krimi eine gute Dosis Humor, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Die Figuren sind unverwechselbar und (mit Ausnahme der bösen Gestalten) so liebenswert (an dieser Stelle sei erneut auf Oma Dünnebier oder den trotteligen Vater Böhmer verwiesen, der ohne seine verschwundene Ehefrau Christine vollkommen hilflos ist), dass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen.

Ottendorf im Kirnitzschtal beschreibt Thea Lehmann so bildhaft, dass man meint, sich direkt dort zu befinden. Etwas mehr Vorstellungskraft muss man mitbringen, wenn man sich mit den Besonderheiten der Höhlen im Elbsandsteingebirge nicht auskennt. So richtig anschaulich war deren Beschreibung für mich persönlich nämlich leider nicht.

Ansonsten ist der zweite Fall für Leo Reisinger – der übrigens unabhängig von Band eins gelesen werden kann – ein rundum gelungener und humorvoller Krimi, der auch vor ernsten Themen nicht haltmacht.