Rezension

Extrem fesselnd

Trauma - Andreas M. Sturm

Trauma
von Andreas M. Sturm

Bewertet mit 5 Sternen

„...Eigentlich war Haupt ganz zufrieden mit seiner Entscheidung. Jedenfalls würde Karin bei diesem Auftrag nicht wieder in Lebensgefahr geraten...“

 

Eine junge Frau spürt, wie sie über den Boden gezogen wird. Sie sieht zwei Lichtpunkte, bevor es dunkel wird.

Birgit und Alexander nehmen an einem Fotokurs teil. Birgit möchte den attraktiven jungen Mann beeindrucken. Sie fotografiert einen Kajakfahrer, bevor er unter dem Blauen Wunder, der bekanntesten Brücke Dresdens, verschwindet. Am Treffpunkt stellen sie fest, dass Alexander dasselbe Kajak fotografiert hat, allerdings als es unter der Brücke hervorkam. Jetzt war es leer. Wenig später wird der Fahrer im Uferbereich gefunden, getötet mit dem Bolzen einer Armbrust.

Der Fall landet auf dem Tisch von Kriminalhauptkommissarin Karin Wolf. Der Tote war der Detektiv Piinkert.

Doch am nächsten Tag zieht Kriminalrat Haupt Karin von dem Fall ab und übergibt Oberkommissarin Sandra König die Leitung des Teams. Karin soll sich um eine junge Frau kümmern, die niedergeschlagen wurde und im Krankenhaus aufwachte, ohne sich an ihre Vergangenheit und ihren Namen erinnern zu können. Die Begründung für die Entscheidung steht in obigen Zitat.

Der Autor hat einen fesselnden und geschickt gestrickten Krimi geschrieben. Es ist der vierte Fall mit Karin Wolf. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dafür sorgt die abwechslungsreiche Handlung.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Es laufen drei Erzählstränge parallel. Zum einen begibt sich Sandra auf die Spur des Armbrustmörders. Im zweiten Fall versucht Karin der jungen Frau, die sich den Namen Ariadne gibt, zu helfen, ihre Erinnerungen wiederzufinden. Anhaltspunkte sind deren Alpträume, die Ereignisse aus der fernen und näheren Vergangenheit verknüpfen. Die Beschreibung dieser Träume mit den gekonnt kombinierten Erinnerungsspuren gehören für mich zu den sprachlichen Höhepunkten des Buches. Die Auflösung dieses Puzzlespiels fordert Karins ganze Fähigkeiten. Zum dritten erlaubt mir der Autor ab und an einen Einblick in die Psyche des Armbrustschützen. Er nennt sich der Jäger und hat lange nur auf Tiere geschossen. Dieser Abschnitt lässt nicht nur das kranke Verhalten deutlich werden, er zeigt auch die Gefahren für die weitere Entwicklung der Geschichte auf. Der Autor beherrscht das Spiel mit Metaphern. Er verwendet beeindruckende Sprachbilder. Doch auch feiner Humor durchzieht das Buch. Besonders auffällig wird das in Sandras Gedankenwelt während einer anfangs langweiligen Beschattung. Viel Wert wird auf die Emotionen der Protagonisten gelegt. Ariadnes Trauer über den Verlust ihrer Erinnerung und Sandras Angst um Karin sind zwei davon. Und dann gibt es Sätze, die in Erinnerung bleiben. Ich denke dabei insbesondere an Aussagen des Pathologen Dr. Bretschneider über die Würde des Menschen.

Die Geschichte ist so gekonnt angelegt, dass die Suche nach dem Täter lange im Dunkeln bleibt. Er schien nicht greifbar und den Kriminalisten immer einen Schritt voraus zu sein. Die Spuren führen in den sächsischen Landtag und weit in die Vergangenheit.

Das Cover hat hohen Wiedererkennungswert. Auch in den anderen Teilen mit Karin Wolf waren es Friedhofsskulpturen, die das Cover schmückten. Der dunkle Farbton passt zu den düsteren Teilen der Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist nicht nur eine spannende Geschichte, es führt in die dunklen Tiefen der menschlichen Seele.