Rezension

Facettenreich, außergewöhnlich, exquisit!

Schattengeister - Frances Hardinge

Schattengeister
von Frances Hardinge

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod ihrer Mutter findet die zwölfjährige Makepeace Lightfoot ein neues Zuhause bei der wohlhabenden und angesehenen Familie ihres Vaters. Doch schnell hat es sich ausgeträumt: Sie findet heraus, dass sie ihre Existenz lediglich einem kurzen Verhältnis verdankt, das der Erbe der Fellmotte-Dynastie mit ihrer Mutter angefangen hatte. Darüber hinaus ist ihr Vater schon vor Jahren bei einem Reitunfall gestorben.

Makepeace, als Bastard auf dem Adelssitz geduldet, arbeitet in der Küche und führt ein Leben bei den Dienstboten. Bis sie die Wahrheit über die Fellmottes, deren grausige Traditionen und ihre eigene Bestimmung in dem Spiel erfährt. Es geht sprichwörtlich um ihre Seele, und um die zu retten, muss Makepeace fliehen. Zugleich macht sie sich auf die Suche nach ihrem Halbbruder, dessen Schicksal – im Gegensatz zu ihrem – schon besiegelt scheint.

Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert, mitten im englischen Bürgerkrieg, was dem Buch Struktur und Couleur verleiht. Makepeace muss sich auf ihrem Weg durch die Fronten der verfeindeten Parteien kämpfen, um nach Oxford, ins Hauptquartier des geschwächten Königs Charles I zu gelangen. Und eine weitere Gefahr droht, denn jeder, der irgendwie anders ist, kann in jenen Zeiten schnell der Hexerei beschuldigt werden.

Ein alter Tanzbär, von den Menschen gequält, ausgebeutet und getötet, wird zu Makepeaces Gefährten. Es ist sein Geist, den sie bei sich aufnimmt, und er wird nicht der letzte bleiben. Bär ist ihr Vertrauter, dem sie zeitweise sogar ihren Körper überlässt, damit er wieder sein kann.

„Schattengeister“ ist ein facettenreiches, stimmiges und trotzdem außergewöhnliches Fantasy-Werk mit einer starken Heldin, die in ihrer anfänglichen Unerfahrenheit und mit ihren oftmals unüberlegten, zuweilen instinktiv richtigen Entscheidungen umso glaubwürdiger ist. Am besten an einem dunklen Winterabend lesen.