Rezension

Fängt interessant an und wird dann immer schwächer

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa - Benjamin Constable

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa
von Benjamin Constable

Bewertet mit 3.5 Sternen

Tomomi Ishikawa ist tot. So steht es jedenfalls in ihrem Abschiedsbrief an ihren guten Freund Ben Constable. Neben ihrem Abschiedsbrief hinterlässt sie Ben die größte Schnitzeljagd seines Lebens, welche ihn sogar bis ins ferne New York bringt. Je mehr Hinweisen er folgt, umso unheimlicher werden die Einblicke in die Vergangenheit seiner Freundin. War er etwa mit einer Serienmörderin befreundet? Und ist sie wirklich gestorben, oder spielt sie mit ihm nur ein kranken Spiel?

In der Chaostheorie spielen heißt es: 'Wenn ein Schmetterling hier mit den Flügeln schlägt, entsteht auf der anderen Seite der Welt ein Sturm.' Constables Romanfigur Tomomi Ishikawa, auch Butterfly genannt, hat eine etwa ähnliche chaotische Auswirkungh auf Ben. Ich finde den Spitznamen sehr schön gewählt, denn ohne eine Prise wohlgeordnetes Chaos geht da wirklich nichts.

Auch wenn Tomomi nicht gerade ein Musterbeispiel an geistiger Gesundheit ist und die meiste Zeit nur durch passive Anwesenheit glänzt, ist sie mein Lieblingscharakter. Sie hat auf eine ziemlich schräge Weise etwas niedliches und liebenswertes an sich. Tomomis Briefe und Hinweise an Ben sind oft sehr blumig und schnörkelig. Und es wird oft deutlich, dass sie wirklich auf der Flucht vor dem alles beendenden Punkt ist. Ab und zu ist das etwas anstrengend ;)

Was ich von Ben wirklich halten soll, weiß ich immernoch nicht so genau. Einerseits ist auch er ziemlich sympathisch und ich habe ihn auch gerne auf seiner Schnitzeljagd begleitet. Anderseits kam er mir etappenweise vor, wie ein tragischer Held aus einem alten, griechischen oder römischen Drama, der in seinen Monologen dahin floss. Ja, das klingt jetzt schlimmer, als es in Wirklichkeit war. Seine Reaktionen waren schon gerechtfertig, aber zum Ende hin ging er mir dann doch ein kleines bisschen auf die Nerven. Ich stell es mir aber auch nicht einfach vor, sich selbst als Hauptcharakter verarbeiten zu müssen/wollen.

Zu meiner eigenen Schande muss ich gesetehen, dass ich Ben und Tomomi jünger geschätzt habe, als beiden sind. Die Dialoge und auch die Erzählweise waren frisch und teilweise ziemlich skurril. Selbst bei eher unangenehmen Szenen wurde die Stimmung durch irgendeinen Blödsinn wieder aufgelockert. "Die drei Leben der Tomomi Ishikawa" strapaziert zwar nicht soo sehr die Lachmuskeln, aber zum Schmunzeln reichts allemal. Die Schnitzeljagd selber war spannend und fantasievoll gestaltet. Hin und wieder kam es mir allerdings so vor, als ob mehr als ein Hinweis übersprungen wurde. War vielleicht absicht, aber wirkte manchmal ein bisschen eigenartig.

Das Ende... Nein, jetzt kommt kein gespoiler, keine Angst. Es ist zwar schon passend, aber ich hätte es mir anders gewünscht. Einige Fragen werden wohl für immer unbeantwortet bleiben und auch ein bisschen Enttäuschung bleibt zurück.

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir im großen und ganzen allerdings etwas mehr von dem Buch erhofft.
Gut war es, das ja. Aber, wie bereits oben schon angedeutet, hat gerade das Ende die ganze Geschichte ein wenig ruiniert. Und so bleibe ich mit den zwei großen Fragen des Tages alleine... Nämlich: "Wie bewerte ich dieses Buch denn jetzt?" und "Ist sie nun eine Mörderin, oder ist sie es nicht?"

Kommentare

Catherine Buchling kommentierte am 20. Oktober 2013 um 11:26

Tolle Rezi! Das mit der Chaostheorie find ich eine tolle Bemerkung zu dem Buch, denn es passt wirklich wie die Faust aufs Auge!

Sansa antwortete am 23. Oktober 2013 um 01:49

Danke! :) Mir ist nur nicht aufgefallen, dass ich vergessen habe das "spielte" wieder zu löschen *lach* Aber die Chaostheorie hatte sich nachdem Tomomis Spitzname gefallen ist einfach festgebrannt. Glaube auch fast, dass der Name mit Absicht so gewählt wurde. Finde es trotzdem total schade, wie sich das Buch entwickelt hat. Von der Beschreibung her war ich nämlich richtig begeistert :(