Rezension

Fahrerflucht

Die Frau, die nie fror - Elisabeth Elo

Die Frau, die nie fror
von Elisabeth Elo

Bewertet mit 4 Sternen

Eher eine Einzelgängerin ist die 30jährige Pirio Kasparov. Am meisten am Herzen liegt ihr ihr Patensohn Noah, dessen Mutter auch Pirios beste Freundin ist. Beste Freundin, dieser Ausdruck ist manchmal eher relativ zu sehen, denn Thomasina ist etwas aus der Bahn geworfen und dem Alkohol mehr zugetan als allem anderen. Und nun passiert auch noch dieser elende Unfall, bei dem Noahs Vater ums Leben kommt. Pirio war mit ihm an Bord und auch sie fiel von dem Kutter als das Riesenschiff sie rammte. Anders als Ned überlebt sie. Ihr Überleben wirft allerdings Fragen auf, denn normalerweise schafft es keiner im eisigen Wasser mehr als ein paar Minuten auszuhalten.
Schon nach wenigen Seiten der Lektüre zieht einen die Heldin Pirio Kasparov in ihren Bann. Ihre eckige und unangepasste Persönlichkeit, die so überhaupt nicht zu ihrem Hintergrund als Firmenerbin passt, macht sie sehr sympathisch. Verständlich, dass sie nicht glauben kann, dass man mit so einem Schiff einfach Fahrerflucht begehen kann. Mit ihrem starken Willen macht sie sich daran, dass Rätsel zu lösen und stößt dabei auf mehr Ungereimtheiten und Nachlässigkeiten als sie erwartet hätte. Doch gerade für ihren Patensohn setzt sie alles daran, aus dem Tod des Vaters etwas anderes als nur einen dummen Unfall zu machen. Für seinen Sohn soll Ned ein Held sein. 
Pirio, die einsame Streiterin um Gerechtigkeit. Gefühle sind ihr Ding nicht, eher lässt sie Taten sprechen. Da ist sie ihrem eigenen Vater ähnlich, der aus Russland stammt und mit ihrer vor langen Jahren verstorbenen Mutter nach Amerika kam. Versprechen sollten nicht gegeben, aber wenn doch eingehalten werden. Pirio hadert mit sich selbst, ist dabei doch zuverlässiger als ihr selber lieb. In viele ihrer Handlungen und unterdrückten Gefühle kann man sich während der Lektüre ausgesprochen gut hineinversetzen. So führt einen die Geschichte in eine ganz andere Richtung als zunächst anzunehmen gewesen wäre und behandelt damit ein unerwartetes aber doch sehr interessantes Thema. Wobei es wünschenswert gewesen wäre, wenn die Autorin eingehender auf den Familienhintergrund ihrer Heldin eingegangen wäre. Von dieser Kleinigkeit abgesehen, eine anrührende Protagonistin, die trotz oder gerade wegen ihres eigenen Charakters überzeugt.