Rezension

Fahrt auf der Seine

Warum die Vögel sterben - Victor Pouchet

Warum die Vögel sterben
von Victor Pouchet

~~Warum die Vögel sterben – Victor Pouchet

Wer hier anhand des Titels und des Klappentextes einen spannenden Abenteuerroman erwartet, wird enttäuscht sein.  Denn es handelt sich vielmehr um die Ansammlung von Abschweifungen und Überlegungen eines Studenten, der des Arbeitens an seiner Diplomarbeit leid ist und sich stattdessen lieber mehr oder weniger halbherzig auf die Suche nach der Ursache für den Regen toter Vögel an den Ufern der Seine macht.

Ein seltsamer Roman. Da fährt der Protagonist mir einem Senioren-Ausflugs-Schiff die Seine hinunter, sinniert über vom Himmel gefallene Vögel, sein zerrüttetes Elternhaus und verliert sich immer wieder in allerlei Abschweifungen, wie den biblischen Plagen, bei denen er seine Forschung beginnt. Oder eine Lachswanderung, zurück zur Quelle, mit denen er seine Reise gen Heimat vergleicht. Dies ist mal unterhaltsam, mal weniger. Um immer wieder auf die Vögel zurückzukommen, die in der Nähe seines Heimatortes zu Boden fielen. Dabei ist der Erzähler durchaus selbstkritisch. Ihm ist bewusst, dass er keine Ahnung von Vögeln hat, doch er fühlt sich gerade dadurch bestätigt, dass die Allgemeinheit, die Vogelregen ignoriert. 

"Meine ornithologischen Kenntnisse waren dürftig, und mein Instinkt konnte mich trügen. (...) Ich hoffte darauf, dass die Dunstschwaden der Seine mich in eine hellsehende Pythia verwandeln würden, in einen glaubwürdigen Propheten, der die Vorzeichen und Vogelschauen deuten und die himmlischen Fingerzeige erkennen konnte." Seite 51

Die Sprache ist teils geradezu unbeholfen, einfach und direkt, dann wieder poetisch bis übertrieben schwülstig. Dieser Wechsel soll wohl die etwas ambivalente Persönlichkeit des Protagonisten ausdrücken, der sich gerade in etwas hineinsteigert. 

Insgesamt eine hochinteressante Grundidee, doch in der Umsetzung wurde viel Potential verschenkt, gerade in der zweiten Hälfte gibt es beträchtliche Längen und wenig Fortschritt. Weder in der Sache der Vögel, noch in der Entwicklung des Protagonisten. Dazu ist der Roman etwas mühsam und anspruchsvoll zu lesen.
Eingeschränkte Leseempfehlung.