Rezension

"Falsche Informationen und Propaganda in der Online-Enzyklopädie"

Die Akte Wikipedia - Michael Brückner

Die Akte Wikipedia
von Michael Brückner

Bewertet mit 5 Sternen

"Falsche Informationen und Propaganda in der Online-Enzyklopädie"

"Falsche Informationen und Propaganda in der Online-Enzyklopädie"
(Buch-Untertitel)

 

Wikipedia hat sich zu einem Nachschlagewerk etabliert, das eigentlich niemand mehr hinterfragt. Der Autor wirft die berechtigte Frage auf, ob die Online-Enzyklopädie dieses Vertrauen auch verdient.

 

Interessant fand ich die Entstehungsgeschichte von Wikipedia. Denn Wikipedia ist eigentlich aus einem Fehlversuch des Gründers entstanden. Der ursprüngliche Gedanke war nämlich Wissen ins Internet zu stellen, das vorher von ausgewiesenen Experten und einer klassischen Redaktion erstellt wurde. Allerdings stellte sich heraus, dass diese Vorgehensweise viel zu lange dauern würde, da nach einem Jahr erst 100 Texte fertig gestellt waren. So kam man auf die Idee, dass fortan jeder Nutzer Artikel einstellen konnte, der meinte etwas zu einem Thema beitragen zu können. Und dies wurde dann euphemistisch mit dem Schlagwort "Schwarmintelligenz" belegt.

 

Sehr wichtig finde ich die Ausführungen des Autors, dass die Gefahr besteht, dass "aus purer Bequemlichkeit Wikipedia als alleiniger Informationslieferant angesehen wird. Einseitige Informationen bergen - wie einseitige Ernährung - auf Dauer aber Risiken. Sie machen anfällig für Indoktrination durch subtile Propaganda." (S. 38)

 

"Nichts spricht dagegen Wikipedia-Artikel als eine erste Informationsquelle zu nutzen. Als Quelle der ungetrübten Wahrheit sollte Wikipedia allerdings nicht verstanden werden." (S. 16).
Ich denke, es wäre für niemanden falsch, dies als Regel zu beachten.
"Denn wer weiß schon, wer welchen Beitrag aus welchen Gründen eingestellt hat?" (S. 12)

 

Erschreckend fand ich die in dem Kapitel "Konflikte wie im Kindergarten: Sie wollen ja nur spielen" beschriebene Mentalität von Wikipedia-Autoren, dass es nämlich regelmäßig zu Edit Wars kommt. Definition: ""Bearbeitungskrieg" zwischen Wikipedianern. Wirkt vor allem auf viele Neulinge in der Wikipedia abschreckend. Mitunter werden diese Edit Wars so aggressiv geführt, dass die betreffende Seite gesperrt werden muss. Oft werden ideologische Konflikte ausgetragen." (S. 111). Und dementsprechend stellt sich bei dieser Rechthaberei und dem rüden Umgangston wohl die berechtigte Frage "... welcher kompetente und souveräne Autor sich freiwillig und ohne Bezahlung in eine solche "Hölle" begibt." (S. 56)

 

Dieses eher kleine Büchlein mit ca. 120 Seiten beweist mal wieder, dass ein Sachbuch nicht immer ein dicker Wälzer sein muss, sondern auch so über wichtige Themen informieren kann.

 

Ich finde es ungeheuer wichtig, eine möglichst breite Leserschaft für dieses Thema zu sensibilisieren.
Deshalb meine Leseempfehlung.