Rezension

falscher Fokus

Als wir im Regen tanzten - Michaela Saalfeld

Als wir im Regen tanzten
von Michaela Saalfeld

Bewertet mit 2 Sternen

Berlin zwischen den Weltkriegen - der eine schreckliche Krieg ist überstanden, doch wie dunkle Wolken am Horizont geht von den Nazis am Ende der "roaring twenties" eine neue Gefahr aus, die schon bald neues Elend entfachen wird.
Auch vor dem Regisseur Willi und seiner jüdischen Frau Recha machen die Anfänge des Nazi-Regimes nicht halt, außerdem haben die beiden auch noch mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu kämpfen.

Über weite Strecken findet man Passagen, die zu zäh daher kommen, erzählen diese von einem Nebenhandlungsstrang, wo man doch eher erwarten würde, von Willi & Recha, dem Filmgeschäft zu lesen. Außerdem wirken manche dieser Passagen vom Schreibstil her gar nicht so wie von Fr. Saalfeld geschrieben - hier kann ich mich täuschen, aber die Wirkung ist da.

Wären die Attribute der goldenen Zwanziger auf der einen, und der Zerfall der persönlichen Welt von Willi&Recha eher fokussiert worden, wäre das Buch für meine Begriffe kurzweiliger - und nicht zuletzt interessanter - geraten.

Hier und da gibt es echt gute Zitate, die zum einen tatsächlich zu den Geschehnissen im Buch passen, die darüber hinaus aber auch zum Nachdenken anregen, wie zb.
" wir können es nur sühnen, wenn wir es bekennen und immer wieder daran erinnern. Damit es nie wieder geschieht. "
oder auch
"warum sind wir Menschen eigentlich so dämlich, so unfähig, so völlig verdreht? Warum fällt uns erst in dem Augenblick, in dem wir im Begriff stehen, unsere Familie zu verlieren, ein, dass wir die gottverdammt glücklichste der Welt hatten?"

Insgesamt lässt mich "Als wir im Regen tanzten" allerdings nicht "besoffen vor Glück" zurück, sondern eher nur mit einem "okay" auf den Lippen.
Hätte man an gewissen Stellen was weg gelassen, an anderen Stellen aber mehr aufs Pedal gedrückt, wäre das Buch packender geworden.