Rezension

Familie Ormerod bekommt Unterstützung aus dem All von Astronaut Thomas Major

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 4 Sternen

Wohlfühlroman über eine untypische und schrullige Familie, die per Zufall die Bekanntschaft eines Astronauten auf Mission zum Mars macht

Das Cover von „Miss Gladys und ihr Astronaut“ hat mich spontan angesprochen, weil es mit seiner skurrilen Illustration eines kleinen Astronauten in einer gefüllten Teetasse mitten im All definitiv ins Auge sticht. Allerdings gefällt mir das Cover der englischsprachigen Ausgabe noch ein wenig besser, weil es den Fokus auf alle Hauptfiguren der Geschichte legt – den Astronauten Thomas Major, Gladys, die an Demenz leidende Großmutter des 10-jährigen James, der große technische Begabung hat und Ellie, eine 15-Jährige, die Verantwortung weit über ihr Alter hinaus tragen muss.

 

Thomas Major, ein Mann, der durch Schicksalsschläge und charakterliche Veranlagung mit der Welt und Menschheit abgeschlossen hat, greift nur zu gerne zu, als der Zufall ihm ermöglicht, den Flug zur Besiedlung des Mars als erster Mensch anzutreten und endlich ganz allein zu sein. Der Versuch, seine Exfrau telefonisch zu erreichen, schlägt fehl, aber er macht dadurch die Bekanntschaft von Gladys Ormerod, die nach dem Tod der Schwiegertochter und der Inhaftierung ihres Sohnes allein für ihre Enkel James und Ellie verantwortlich ist, dieser Aufgabe aber wegen ihrer fortschreitenden Demenz nur unzureichend nachkommen kann. „Calling Major Tom“ - der englische Titel des Romans – wird zum zentralen Thema des Buches. Nicht nur die Bodenstation spricht regelmäßig mit Thomas sondern auch Gladys und ihre Enkel finden in ihm einen zuerst widerwilligen Gesprächspartner, der zuletzt dazu beiträgt, dass die kleineren und größeren Probleme der Familie Ormerod sich zum Guten wenden.

 

Die Stärke des Romans liegt an den Screwball-Komödie-Elementen, die sich durch die ganze Geschichte ziehen. Einige Szenen liegen an der Grenze zu einer Farce  (ganz besonders die letzte Schlüsselszene) und fast alle Charaktere fallen durch ihr schrulliges, kindliches oder exzentrisches Verhalten auf. Das gilt sogar für Nebencharaktere wie beispielsweise Delil, Ellies Schulfreund, der sich für mich als größter Sympathieträger des Buches erweist.

 

Viele LeserInnen werden „Space Oddity“ von David Bowie im Ohr haben, wenn sie von Major Tom lesen, aber ich hörte immer „Völlig losgelöst“ von Tom Schilling. In jedem Fall beschert der Roman einen Ohrwurm, den man so schnell nicht wieder loswird, und das gute Gefühl, dass Familienzusammenhalt mit ein wenig Hilfe von außen die Dinge wieder gerade rücken kann.