Rezension

Familien- und Inselleben wunderbar erzählt

Die langen Tage von Castellamare - Catherine Banner

Die langen Tage von Castellamare
von Catherine Banner

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hat mich daran erinnert, warum ich Bücher so sehr liebe. So muss ein Roman sein, aber leider gibt es heute nur noch selten Autoren, die solche Bücher schreiben (können?).

Ganz am Anfang kam ich etwas schwer in die Handlung rein, aber von dem Moment an, als Amedeo Esposito auf der Insel Castellamare ankommt, hat das Buch mich in seinen Bann gezogen. Amedeo kommt als Arzt auf die Insel, hört aus "inselpolitischen" Gründen aber bald auf (offiziell) zu praktizieren, zieht in das "Haus am Rande der Nacht" und eröffnet dort die Bar neu, die früher schon der Treffpunkt der Insel war.

Es folgt die Familiengeschichte von Amedeo, der seine eigene Familie und Familienleben nie gekannt hat, über vier Generationen; eine Geschichte, die natürlich eng mit dem Leben auf der Insel und den anderen Inselbewohnern verwoben ist. Castellamare ist bis weit ins 20. Jahrhundert fast von der Außenwelt abgeschnitten, aber den wichtigsten Ereignissen können sich auch die Inselbewohner nicht entziehen: zwei Weltkriege, Faschismus, wirtschaftlicher Aufschwung, Internet, Börsenkrach… Trotz allmählicher Modernisierung verlieren weder die Insel noch die Handlung des Romans ihre besondere Atmosphäre und Anziehungskraft. Und nicht nur der Leser spürt das: als sich die Zeiten ändern, verlassen viele junge Leute die Insel, weil sie meinen, auf dem Festland oder im Ausland mehr Möglichkeiten zu haben und sich besser verwirklichen zu können – doch sie alle zieht es immer wieder nach Castellamare zurück.

Das Buch ist ein ruhiger Familienroman. Es gibt keine besonderen Höhepunkte, aber es ist trotzdem nie langweilig. Die Autorin erschafft eine Atmosphäre, der man sich einfach nicht entziehen kann. Sie ist nicht einfach nur italienisch, sondern dieser Insel ganz eigen. Ich hätte ewig weiterlesen können…