Rezension

Familienbande

Was von meinem Vater bleibt -

Was von meinem Vater bleibt
von José Henrique Bortoluci

Bewertet mit 4 Sternen

Ich finde das Cover seltsam einnehmend, ich weiß gar nicht so genau, was daran mich so anspricht, aber es ist mir nicht aus dem Kopf gegangen. Obwohl Vater-Sohn-Geschichten nicht unbedingt mein Beuteschema sind, hat mich das Thema „Aufstieg eines Kindes bildungsferner Eltern“ doch angesprochen. Und tatsächlich hatte ich beim Lesen viele Aha-Momente und das Gefühl, etwas mit auf den Weg zu bekommen. 

Zum Inhalt: Josés Vater Didi ist LKW-Fahrer und hat von seiner Fahrerkabine aus den Wandel des Landes hautnah miterlebt, während er beim Aufwachsen seines Sohnes und vom Familienleben viel verpasst hat. Im Zuge der Coronapandemie und als sein Vater krank wird setzen sich Didi und José zusammen und blicken zurück auf dieses Leben zwischen weiter Strecke und dem, was Didi jedes Mal zurückließ.

Das Buch ist kein Roman, es ist eine Biografie, ein Familien- und Gesellschaftsporträt. Der Autor schreibt hier nicht nur von seinem Vater, dessen Leben und Abwesenheit vom Familienleben, er schreibt dadurch auch viel über sich, sein Erleben und Empfinden der Beziehung zum Vater, die viel zu selten da und trotzdem Dreh- und Angelpunkt der Familie ist. 

Es ist ein empfindsames Werk, das gleichzeitig auch das Thema Immigration nach Südamerika, Politik und Gesellschaft aufgreift. 
Das Buch ist gleichzeitig eine Reise weiter in die Vergangenheit, in die Erinnerungen des Vaters. Die Schilderungen des Lebens als Fernfahrer

Für mich ist das kein Buch, das man mal eben so weglesen kann. Vllt liegt es an der sprunghaften Erzählart- zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Informationen über das brasilianische System und Familienanekdoten. Es liest sich nicht direkt schwergängig, aber war für mich eher Buch, bei dem ich Zeit brauche, mich mit dem gelesenen auseinanderzusetzen.