Rezension

Familiendrama

Die gute Tochter
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt (Klappentext):

"Lauf!", fleht ihre große Schwester Samantha. Mit vorgehaltener Waffe treiben zwei maskierte Männer Charlotte und sie an den Waldrand. "Lauf weg!" Und Charlie läuft. An diesem Tag. Und danach ihr ganzes Leben. Sie ist getrieben von den Erinnerungen an jene grauenvolle Attacke in ihrer Kindheit. Die blutigen Knochen ihrer erschossenen Mutter. Die Todesangst ihrer Schwester. Das Keuchen ihres Verfolgers. 
Als Töchter eines berüchtigten Anwalts waren sie stets die Verstoßenen, die Gehetzten. 28 Jahre später ist Charlie selbst erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin einer weiteren brutalen Bluttat wird, holt ihre Geschichte sie ganz ungeahnt ein.

Persönliche Meinung:

Karin Slaughter startet ihren Roman direkt in der Vergangenheit. An dem Tag, der das Leben der Familie Quinn für immer veränderte. Gewohnt detailgenau beschreibt sie den Übergriff auf die Quinns. Das Ende dieses Tages bleibt erst einmal mit vielen offenen Fragen behaftet. 
28 Jahre später gerät Charlie Quinn, mittlerweile selbst Anwältin, durch einen blöden Zufall erneut in eine schlimme Situation. Sie wird Zeugin eines Amoklaufs in der Schule. Die vermeintliche Täterin wird noch vor Ort festgenommen und in Gewahrsam genommen. Diese erneute Bluttat wird für Charlie zur Qual. Längst verdrängte Erinnerungen an den Tag vor 28 Jahren kommen wieder hoch und in Rückblicken erfährt der Leser immer mehr Details zu diesem Drama. Doch in welchem Zusammenhang stehen diese beiden Ereignisse? Was genau ist damals und was genau ist in der Gegenwart geschehen? Welche Motive für die beiden Taten gibt es und vor allem wer ist alles darin verwickelt? 
Karin Slaughter versteht es, den Spannungsbogen von der ersten bis fast zur letzten Seite konstant oben zu halten. Durch geschickte Wendungen werden immer wieder neue Aspekte an’s Licht gebracht, die man eher nicht erwartet hätte. Ihre teils grausamen Beschreibungen lassen dem Leser das Blut in den Adern gefrieren und manchmal ist man geneigt, das Buch kurz zur Seite zu legen und das Gelesene erst mal sacken zu lassen. 
Slaughter beschreibt in ihrem Thriller nicht nur die Geschichte einer Familie, die durch schwerste Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen wird und in der jedes verbliebene Mitglied auf andere Art mit der Situation umgeht, sondern auch ganz aktuelle Themen, wie z. B. die Polizeigewalt oder Selbstjustiz. Auch die Todesstrafe wird zum Thema. 

Fazit:

Alles in allem hat mir dieser Thriller sehr gut gefallen. Der Schreibstil war gewohnt angenehm und das Buch ließ sich gut lesen. 
Anders als man es vielleicht von der Autorin sonst kennt, gab es nicht diese Spannungseffekte durch die direkte Gefahr z. B. von einem noch nicht gefassten Täter, sondern die Spannung war eher psychologischer Art. 
Einen Stern Abzug gibt es von mir, da mir die Geschichte in der Gegenwart – der Amoklauf in der Schule und die dazugehörige Handlung – etwas zu kurz kam. Diese wurde immer wieder überlagert von den Geschehnissen vor 28 Jahren und den daraus resultierenden Problemen und Konsequenzen.
Nichts desto trotz wird die ganze Geschichte logisch und schlüssig aufgeklärt, so dass keine Fragen offen bleiben dürften. 
Klare Leseempfehlung!