Rezension

Familiendrama - Eine Verkettung unglücklicher Zufälle

Dark Places - Gefährliche Erinnerung
von Gillian Flynn

Bewertet mit 4 Sternen

Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 2 (24. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596173983
Originaltitel: Dark Places
Preis: 9,99 €

Familiendrama - Eine Verkettung unglücklicher Zufälle

Inhalt:
Libby Day war ein kleines Kind, als ihre Familie, Mutter und zwei Schwestern, in der Nacht getötet wurden. Libby konnte entkommen, ihr Bruder Ben wurde unter anderem auch aufgrund von Libbys Aussage als Mörder verurteilt und sitzt seit 25 Jahren im Gefängnis. Doch immer wieder gibt es Menschen, die Bens Unschuld vermuten. Schließlich bekommt auch Libby Zweifel, ob ihre Erinnerungen an diese Nacht die tatsächlichen Ereignisse widerspiegeln. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und begibt sich damit in große Gefahr.

Meine Meinung:
Vom Verlag wird „Dark Places“ als Roman bezeichnet, nicht als Thriller oder Kriminalroman. Man darf also auch nicht Letztere erwarten. Tatsächlich handelt es sich um einen Spannungsroman. Zwar muss auch aufgeklärt werden, wer damals wirklich die Morde begangen hat, doch viel herausragender ist hier die Frage, wie es dazu kam. Und dieser Frage wird nach einer gewissen Anlaufzeit auch auf spannende Weise nachgegangen. Die erste Hälfte des Buches konnte mich noch nicht so sehr fesseln, aber nachdem die Autorin dann erst einmal ein gewisses Konstrukt an Verflechtungen inszeniert hatte, wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Der Roman teilt sich in zwei Handlungsstränge. Zum einen begleiten wir Libby Day in der Gegenwart, also ca. 25 Jahre nach den Morden, über einige Monate. Im zweiten Erzählstrang werden die Ereignisse am Tag vor den Morden aus verschiedenen Perspektiven fast minutiös aufgerollt. Libbys Erkenntnisse in der Gegenwart nähern sich so immer weiter den tatsächlichen Geschehnissen in der Vergangenheit an.

Die Atmosphäre ist recht düster und bedrückend, was hauptsächlich an der Protagonistin Libby liegt. Sie wirkt sehr unsympathisch, egoistisch, unsicher und faul. Sie verscherzt es sich wegen ihrer direkten, unhöflichen Art mit allen Leuten. Dabei ist das alles eine Folge ihres Kindheitstraumas. Ich konnte es gut nachvollziehen, es erschwerte mir das Lesen aber trotzdem ein wenig. Manche Charakterzüge an dieser Person widerten mich direkt an. Vielleicht gefiel mir die zweite Hälfte des Romans deshalb besser, weil Libby sich nun ganz langsam doch öffnet und nicht mehr alle Menschen brutal von sich weg stößt.

Aufgrund des flüssigen Schreibstils lässt sich das Buch gut lesen. Insgesamt hat es mir dann doch ganz gut gefallen und für einige unterhaltsame Stunden gesorgt.

★★★★☆