Rezension

Familiengeschichte einer Kino-Besitzer-Dynastie – unterhaltsam geschrieben

Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung - Heidi Rehn

Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

Die Münchner Kinobetreiber, Familie Donaubauer, haben nur ein Ziel, sie wollen in ihre vorhandenen Kinos viele Zuschauer locken, vielleicht auch noch 1,2 weitere eröffnen und versuchen darum alles, um immer am „Ball der Zeit“ zu bleiben. Nur das garantiert volle Säle und einen gesicherten Lebensunterhalt. Allen voran hat Zenzi als ursprüngliche Gründerin das Zepter in der Hand. Doch auch ihr Sohn Karl und dessen Frau Elsa bringen immer wieder publikumswirksame neue Ideen ins Unternehmen. Zenzis Tochter Ulla dagegen hat kein Interesse am Kinogeschäft, im Gegensatz zu ihrem Mann Heinrich. Als Karl Donaubauer klammheimlich Frau, Kinder und das gemeinsame Unternehmen verlässt und nach Amerika auswandert, sieht Heinrich seine Chancen im Unternehmen steigen…..

Wieder einmal entführt uns Heidi Rehn mit diesem Buch in vergangene Münchner Zeiten. Detailgenau schildert sie die Unterhaltungsbrache der damaligen 20er Jahre. Die Zeit als die Zuschauer zu Scharen in die Kinos geströmt sind um Stummfilme zu sehen. Gleichzeitig vermittelt sie dem Leser auch die Schwierigkeiten der Kinobetreiber immer am Zahn der Zeit zu bleiben. So muss sich Familie Donaubauer auch, nachdem sie mit dem Elvira-Palast ein luxuriöses, kostspieliges Kino im Herzen von München gebaut und eröffnet haben, der Tatsache stellen, dass dieses Kino mit Einzug des Tonfilms nicht mehr den technischen Anforderungen entspricht. Mittel und Wege, sprich Sponsoren müssen gefunden werden, um große Um- und Einbauten vornehmen zu können. Auch hier gehen die Vorstellungen von Elsa und ihrem Schwager Heinrich massiv auseinander. Ärger ist vorprogrammiert. Einzig Zenzi erschien mir im Buch wie ein Fels in der Brandung. Sie ließ sich weder von der Amerikaflucht ihres Sohnes Karl, noch von den Repressalien der aufstrebenden Hitleranhänger entmutigen und aus ihrer Ruhe bringen. Allerdings begreift sie im Laufe der Geschichte, genau wie Elsa, dass es neben der Firma wichtigere Dinge gibt. Eigentlich die Wichtigste: die Familie selbst. Denn beide Frauen haben bei ihren Kindern so einiges versäumt, dem Selbstlauf überlassen. Dieser Weg der beiden Frauen vom Workaholic zum Familienmenschen ist im Buch trefflich aufgezeigt.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Allerdings fand ich einige Ausführungen zu den Sorgen und Ängsten der Familie Donaubauer etwas zu ausschweifend. Auch Wiederholungen gab es ab und an immer wieder. Schön fand ich, dass das Kaufhaus Hirschfelder mehrmals eine Rolle spielte, fühlte ich mich doch sofort an „Das Haus der schönen Dinge“ erinnert.

Von mir erhält das Buch 4 Lese-Sterne.