Rezension

Familiengeschichte eines hellhäutigen schwarzen Zwillingspaares

Die verschwindende Hälfte - Brit Bennett

Die verschwindende Hälfte
von Brit Bennett

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine flüssig zu lesende Familiengeschichte – Rassendiskriminierung, Transgenderprobleme und ein Leben mit Lügen

Die hübschen Zwillinge Stella und Desiree leben in einem kleinen Ort, der auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Sie sind 'schwarz' und sind es doch nicht, denn sie sind so hellhäutig - wie die meisten Bewohner von Mallard – dass man sie problemlos für Weiße halten könnte.

Und genau dieser Versuchung – sich als Weiße auszugeben und ihr 'schwarzes' Leben hinter sich zu lassen – erliegt der eine Zwilling. Stella heiratet einen Weißen, bekommt ihre hellhäutige Tochter Kennedy, verschweigt ihre Herkunft und baut somit ihr Leben auf einer Lüge auf. Desiree heiratet einen Schwarzen und verlässt ihn, weil er sie schlägt. Sie kehrt mit ihrem kleinen blauschwarzen Mädchen Jude in ihren Heimatort Mallard zurück.

Wie es inhaltlich weitergeht, ob sich die Schwestern jemals wiedersehen oder sich die Kusinen vielleicht begegnen, soll jeder selbst nachlesen. Das macht die Spannung im Buch aus und treibt den Leser weiter voran. Allerdings finde ich, dass die Autorin zu viel ins Buch hineingepackt hat: Rassendiskriminierung, auch die von hellhäutigen Schwarzen gegenüber dunkleren Menschen, Genderproblematik, was Liebe ist, wie es ist, mit einer Lüge zu leben, Emanzipation und viele kleinere Nebenthemen. Da fehlte mir ein wenig der Schwerpunkt.

Ich stufe es in 'anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur' ein, als Roman, den man mit Vergnügen lesen kann, aber nicht unbedingt muss.