Rezension

Familiengeschichte im Agentenmilieu, kein Thriller

Wahrheit gegen Wahrheit
von Karen Cleveland

Bewertet mit 4 Sternen

          Karen Cleveland beschreibt in ihrem Debütroman eine Familie in einer Situation, die ganz sicher eine absolute Ausnahme darstellt. Im Klappentext wird eine ganze Menge des Buchinhalts schon verraten.
Klappentext:
Vivian Miller ist Spionageabwehr-Analystin bei der CIA. Mit ihrem Mann Matt, einem IT-Spezialisten, und ihren Kindern lebt sie in einem Vorort von Washington, D.C. Auf diesen Tag hat sie seit zwei Jahren hingearbeitet: Mithilfe eines speziellen Algorithmus will Vivian ein Netzwerk russischer Spione in den USA enttarnen. Ihr gelingt der Zugriff auf den Computer eines russischen Agentenbetreuers. Auf eine Datei mit fünf Fotos - allesamt „Schläfer“, die auf amerikanischem Boden operieren. Doch was sie entdeckt, bringt alles, was ihr wichtig ist, in Gefahr - ihre Familie, ihre Ehe, ihren Job. Ist es den Russen gelungen, sie an ihrer einzigen Schwachstelle zu treffen? Ist Matt nicht nur ein perfekter Mann und ein perfekter Vater. Sondern am Ende auch ein perfekter Lügner?
Meine Meinung:
Cleveland läßt ihre Protagonistin aus der Ich-Perspektive erzählen und beschreibt eindringlich und für mich nachvollziehbar die Gefühlswelt Vivians, ihre innere Zerissenheit, ihre Wut, ihre Verzweiflung. Sie fühlt sich von Matt verraten und hintergangen. Vivian befindet sich in einer aussichtslosen Zwickmühle. Wie soll sie sich entscheiden? Auf der einen Seite sollte sie sich in ihrer Position loyal zu ihrem Land verhalten. Zum anderen sind da die Kinder und ihre Ehe. Wie soll sie es fertigbringen, die Liebe ihres Lebens, den Vater ihrer vier Kinder verraten und ausliefern? So weit, so gut! Ihre Entscheidungen sind dann so, wie ich sie niemals bei einer Expertin vermutet hätte, eher bei einer ganz normalen Hausfrau und Mutter. Vivians Vorgehen empfinde ich als äußerst dilettantisch, unüberlegt, ja leichtfertig und im Grunde nicht zielführend. Das kann eigentlich so nicht funktionieren. Und das ist für mich der Knackpunkt. Karen Cleveland übte acht Jahre den Beruf als Analystin der CIA aus. Sie müsste es wissen, wie es tatsächlich abläuft. Ich finde es unglaubwürdig, dass Agententätigkeit so verläuft. Ein um das andere Mal habe ich beim Lesen mit dem Kopf geschüttelt über die Naivität von Vivian.
Fazit:
Wer sich mit einer Familiengeschichte im Agentenmilieu anfreunden kann, dem kann ich dieses Buch empfehlen. Der Schreibstil ist angenehm.
„Wahrheit gegen Wahrheit“ bedient nicht das gängige Klischee eines (Spionage)-Thrillers. Es verläuft weitgehend unblutig, auf emotionaler Ebene. Hier handelt es sich um die zweckdienliche Verbindung einer CIA-Spionageabwehrspezialistin mit einem russischen Undercover-Agenten. Ehe, Beruf und Familie läuft bei den Millers wie geschmiert trotz finanzieller Probleme und das soll und wird auch so bleiben. Der Plot des Buches ist ganz darauf ausgerichtet.
Für mich als Thrillerfan ist dieses Buch definitiv keines, was in dieses Genre gehört. Es fehlte die durchgehende Spannung, der Thrill eben, wie man es so schön bezeichnet. Vieles war so etwas von vorhersehbar!
Obwohl das Buch von Autoren wie John Grisham, Patricia Cornwell, Lee Child in höchsten Tönen gelobt wird, bin ich nicht so euphorisch. Die Geschichte enthielt mir zu viele Ungereimtheiten. Gespannt bin ich auf die Umsetzung für den Film!

Ich bewerte mit vier von fünf Sternen.