Rezension

Familiengeschichte in der DDR

Machandel - Regina Scheer

Machandel
von Regina Scheer

Bewertet mit 4 Sternen

Es empfiehlt sich, zuallererst die zusammenfassenden Angaben zu den Romanfiguren am Ende des Buches zu lesen. Denn sonst lässt sich doch leicht der Überblick über die Personen verlieren. Immerhin werden die Schicksale vieler Personen über mehrere Jahrzehnte hinweg verwoben, und das auf mehreren Zeitebenen (die Gegenwart um 2000, die 80er Jahre, Zweiter Weltkrieg). Verbindendes Element ist der Schauplatz Machandel, das buchtitelgebende, fiktive Dorf in Mecklenburg. Dort kauft die Erzählerin Clara aus Berlin 1985 ein altes Sommerhaus. Dieser Ort ist für ihre eigene Familie von erheblicher Bedeutung und für Clara selbst wird er zu einem Zufluchtsort, nicht zuletzt deshalb, weil sie eine Dissertation über das Grimmsche Märchen vom Machandelboom schreibt, dem in der Geschichte übrigens eine dominante Rolle zukommt. Alle Romanfiguren erzählen nach und nach ihre beeindruckenden Lebensgeschichten, die sich vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte seit den 30er Jahren bis zur Wiedervereinigung zugetragen haben. Das ist fast schon Geschichtsunterricht pur. Allerdings habe ich mich als Westdeutsche doch etwas überfordert gefühlt, die personellen und politischen Strukturen des DDR-Systems zu verstehen. Ein netter Ausgleich waren dazu die Eindrücke von Mecklenburg.