Rezension

Familiengeschichte ohne Aussage

Die Altruisten - Andrew Ridker

Die Altruisten
von Andrew Ridker

Bewertet mit 2 Sternen

„Was würde dieser Mann nur ohne mich tun?“, fragt sich Francine am Ende des Prologs. Ja, was tut Arthur, der Vater von Ethan und Maggie? Er unterrichtet seit Jahren als Gastprofessor an der Uni und hofft vergebens auf eine Festanstellung. Inzwischen ist Francine an Krebs verstorben und er hält sich mehr bei seiner Freundin auf, als in dem Familienhaus. Um es nicht verkaufen zu müssen, will er seine Kinder um finanzielle Hilfe bitten. Dafür lädt er sie, die ihn nach dem Tod der Mutter verlassen haben, „nach Hause“ ein.

Arthur Alter ist jemand, der kein Fettnäpfchen auslässt. Aber auch seine Kinder haben ihre Macken: Ethan ist schwul und kann damit nicht umgehen. Maggie ist magersüchtig und hält sich mit Hilfsjobs über Wasser. Sind die Kinder so geworden, weil Francine Psychotherapeutin war? Oder woran liegt es? 

Andrew Ridker erzählt von verkorksten Menschen. Von der Familiendynamik, die Menschen prägt. Eigentlich ein Thema, das neugierig macht. Doch seine Art zu erzählen, macht eher konfus. Er springt unvermittelt von der Gegenwart in unterschiedliche Vergangenheiten. Manchmal erfährt der Leser Ausschnitte aus dem Familienleben der Alters und dann wieder Episoden aus der Kindheit der Eltern. Dabei hemmen Fremdworte wie „dermabrasioniert“ oder „Mediävistik“ den Lesefluss. 

Ich war von dem Gelesenen abwechselnd gelangweilt und dann wieder erheitert. Der Autor hat ein paar Weisheiten eingebaut („Wenn man sagt, dass eine Ehe eine gewisse Flexibilität und Kompromissbereitschaft erfordert, ist oft nur einer gemeint“ - Seite 145), doch auf weiten Strecken fragt man sich als Leser, auf was er eigentlich hinaus will. Sicher hat er seine Protagonisten ausführlich charakterisiert, aber es fehlt eine Entwicklung in der Geschichte. Die kommt dann im dritten Teil des Buches so aufgesetzt daher, dass sie nur noch unglaubwürdig ist.  

Schade, aber ich war wirklich froh, das Buch endlich zuklappen zu können. Ich hatte mir mehr erwartet, vor allem nach der Ankündigung, dass die Rechte lange vor Erscheinen des Buches in rund 20 Länder verkauft wurden. Vielleicht liegt es aber auch am Generationenunterschied: Der amerikanische, 1991 geborene Autor ist noch sehr jung und erzählt von einem Leben, das mir persönlich fremd ist.