Rezension

Familiengeschichte über zwei Schwestern, eine verbotene Liebe und eine englische Rose

Wie Träume im Sommerwind -

Wie Träume im Sommerwind
von Katharina Herzog

Was sind eure Lieblingsblumen? Wenn es Rosen sind, dann ist Wie Träume im Sommerwind von Katharina Herzog genau der richtige Roman für euch. Die deutsche Autorin entführt euch in ihrer Familiengeschichte an duftende Schauplätze ‐ eine Rosenfarm auf Usedom und in die Grafschaft Kent, genau genommen in den Rosengarten auf Sissinghurst Castle. Das Hörbuch hat mir eine wunderbare Auszeit beschert und war für zwischendurch gerade richtig, auch wenn ich mir mehr Spannung und Knistern gewünscht hätte.

Katharina Herzogs wirklich malerischer Schreibstil hat sehr dazu beigetragen, dass ich recht schnell ein wunderbares Bild der Schauplätze bzw. Handlungsorte vor Augen hatte. Bis auf Paris habe ich tatsächlich noch keinen der Orte besucht, hatte aber dennoch das Gefühl mich auszukennen. Ich habe die Duftreise von Usedom nach England wirklich sehr genossen, auch wenn diese einen sehr großen Raum einnimmt. Katharina Herzog verliert sich nämlich zeitweise in ihren ausschweifenden Beschreibungen der verschiedenen Düfte, Aromen und Rosen. Es wäre toll gewesen, wenn ihre beiden Protagonistinnen den gleichen Raum zur Entfaltung bekommen hätten, wirken Emilia und Klara neben den Landschaftsbeschreibungen nämlich tatsächlich etwas blass. Das ist etwas schade, da beide tolle Persönlichkeiten mit interessanten Geschichten sind. Während es die ungestüme Emilia schon immer nach Paris gezogen hat, um dort zu studieren und die Kunst der Parfümerie zu erlernen, sieht die strebsame Klara ihre Zukunft im elterlichen Betrieb ‐ der Rosenfarm auf Usedom. So unterschiedlich die Schwestern auch sind, so verbunden fühlen sie sich auch. Als Klara nach einem schweren Verkehrsunfall plötzlich im Koma liegt, ist es für Emilia klar sofort nach Hause zu kommen. Auf der Rosenfarm hat sich jedoch einiges verändert und Emilia muss erkennen, dass jeder in der Familie so seine Geheimnisse hat.

So lesen wir abwechselnd aus dem Leben von Emilia und Klara, wobei wir mit Klara einen Zeitsprung in die Vergangenheit machen. Genauer gesagt in die Zeit nach ihrem Schulabschluss, die sie in England verbracht hat. Und es ist Emilia, die die Reise in der Gegenwart nach England antritt und auf den Spuren ihrer Schwester wandelt und dabei sich selbst und auch Klara neu kennen lernt.

Katharina Herzog hat ihren Familienroman mit einer Vielzahl an Problematiken und Geheimnissen ausgestattet. Angefangen von den Eltern, die sich auseinander gelebt haben, die drohende Insolvenz der Rosenfarm, Emilias Studium in Paris, ihre erste große Liebe, Klara, die den Vater ihrer Tochter geheim hält und so weiter und so fort. Man sollte also viele Gefühle erwarten, die beim Schmökern aufkommen. Dem war aber leider nicht so. Vorallem die Liebesgeschichte von Emilia kam bei mir nicht an. Ich habe einfach kein Prickeln zwischen ihr und Josh gespürt. Und auch der Part rund um Klaras verbotene Liebschaft in England war schon fast unspannend, weil er einfach ziemlich vorhersehbar war. Hier ist leider viel Potenzial ungenutzt geblieben, was schade ist, weil die Geschichte doch eigentlich eine tolle Botschaft über den Zusammenhalt in der Familie und die Verwirklichung seiner Träume vermittelt.

Fazit

Wie Träume im Sommerwind war eine blumige Duftreise nach Paris, Usedom und Kent. Das Buch brilliert eindeutig durch den malerischen Schreibstil und die tollen Landschaftsbeschreibungen von Katharina Herzog. Leider wirken die Protagonistinnen vor diesem Hintergrund recht blass und auch der Geschichte fehlt es an Spannung, ist sie doch sehr vorhersehbar. Bei Familienromanen mit Geheimnissen erwarte ich mir da einfach mehr Überraschungsmomente. Trotzdem habe ich das Buch gerne gehört und eine wunderbare Auszeit vom Alltag genossen.