Rezension

Familienroman oder dystopischer Politthriller?

Heimatsterben -

Heimatsterben
von Sarah Höflich

Heimatsterben von Sarah Höflich ist beides – Familienroman und politischer Thriller. Als Tilde Ahrens hochbetagt stirbt, hinterlässt sie eine große Familie, in der der Zusammenhalt längst nicht mehr vorhanden ist. Während Hanna eher links orientiert in der New  Yorker Künstlerszene lebt, hat ihre Schwester Trixie in den konservativen Adel eingeheiratet. Ihr Mann Felix hat die BürgerUnion gegründet, eine rechtsorientierte Partei im Aufschwung. Er überredet Hanna nach Trixies Tod ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Was folgt ist eine erschreckend realistische Dystopie. Sarah Höflich beschreibt eindrücklich, wie verschiedene Persönlichkeitstypen vom Rechtsruck mitgerissen werden und sich der politische Diskurs zunehmend verschärft. Angesichts der aktuellen politischen Situation liefen mir beim Lesen regelmäßig Schauer über den Rücken, denn der Roman zeigt deutlich, wie einfach eine Demokratie ins Wanken geraten kann.

Abgesehen davon bin ich leider beim Lesen den Protagonist:innen nicht wirklich Nahe gekommen. Durch den eher sachlichen Stil und die große Anzahl an verschiedenen Familienmitgliedern blieb ich beim Lesen eher auf Distanz. Das liegt auch daran, dass mir gerade Hannas impulsiver Entschluss Felix zu unterstützen, sehr „out of character“ vorkam.

Nichts destotrotz kann ich den Roman, gerade im Hinblick auf die anstehenden Wahlen, nur empfehlen, denn er zeigt deutlich, wie wichtig es ist, gerade jetzt politisch Stellung zu beziehen.