Rezension

Familientreffen - ein Lesehighlight

Bevor es geschah -

Bevor es geschah
von Céline Spierer

Elisabeth Haynes versammelt ihre vier Kinder, deren Partner und ihre drei Enkelkinder in ihrem Haus zum jährlichen Barbecue, auf das sich niemand freut. Denn nur nah außen hin wirken sie wie die perfekte Familie.

 

Es ist der erste Roman von Céline Spierer, der auf Deutsch erscheint. Übersetzt wurde er von Sina de Malafosse.

Auf nur 256 Seiten entfaltet Céline Spierer die Konflikte dieser Familie in einer grandiosen Art und Weise. Sie stellt jedes Familienmitglied vor, ihre Gedanken, ihre Wünsche, aber auch das jeweilige Geheimnis, das sie so sorgsam vor den anderen verbergen. Diese Geheimnisse haben es in sich, die daraus resultierende Belastung lässt sich gut vorstellen. Die Geschwister öffnen sich untereinander nicht, sie halten das Bild der heilen Welt aufrecht, das ihnen ihre Eltern vorgelebt haben.

Geschickt wechselt die Autorin die Perspektiven der Personen. Einige Szenen werden wieder aufgegriffen und aus dem Blickwinkel des anderen Familienmitgliedes gezeigt. Immer mal wieder wird deutlich, wie unterschiedlich Fremd- und Selbstbild sind. Sind die Familienmitglieder an den anderen interessiert oder haben sie sich längst mit dem Nebeneinanderherleben abgefunden? Unabhängig davon müssen sich am Ende alle fragen, ob sie das Unglück hätten verhindern können, wenn sie aufmerksamer gewesen wären.

Das Zitat von France 2 auf dem Cover verspricht nicht zu viel. Für mich ist dieser Roman eines der Lesehighlights 2024.

Das gut gestaltete Cover in passenden Farbtönen deutet auf das Unglück hin, auch wenn die Rutsche keine Rolle spielt.

Fazit: ein atmosphärisch dichter Roman mit authentischen Charakteren