Rezension

Familienzusammenführung

Slawa und seine Frauen - Felix Stephan

Slawa und seine Frauen
von Felix Stephan

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor Felix Stephan schildert in diesem lesenswerten Buch die Familiengeschichte seiner Mutter.

Zwar hat die in Ostdeutschland aufgewachsene Mutter schon im Alter von 15 Jahren zufällig erfahren, von ihrem „linientreuen“ Vater adoptiert worden zu sein. Allerdings macht sie sich erst in ihren 50ern gemeinsam mit ihrem Sohn auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater Slawa. Dieser ist schon mehr als ein Vierteljahrhundert verstorben, hat allerdings in der Ukraine eine Reihe von Angehörigen und Bekannten hinterlassen, die ihnen ein Bild vom Vater bzw. Großvater vermitteln und zu ihrer neuen Familie werden.

Dem Geschriebenen ist deutlich zu entnehmen, dass hinter ihm ein Autor mit journalistischer Ausbildung steht. So ausführlich er nämlich die eigene Familiengeschichte aufbereitet, bezieht er auch immer wieder akribisch die geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge ein. Selbst interessante Recherchen über ukrainische Künstler und Dichter fließen ein. Auf diese Weise bekommen wir zum einen eine wirklich interessante und ungewöhnliche Familiengeschichte zu lesen über eine ostdeutsche Medizinstudentin, die Anfang der 60er Jahre während eines Studienaufenthaltes in Leningrad eine Beziehung mit einem ukrainischen Juden hatte und, nachdem sie von ihm geschwängert wurde, nach Ostdeutschland zurückkehrte. Zum anderen aber erhalten wir viel Hintergrundwissen über die innenpolitischen Verhältnisse in der Ukraine, ihre Beziehungen zu Russland, die Rolle der Juden in der Ukraine, die Auswanderung ukrainischer Juden nach Israel. Allem wohnt oft eine gehörige Portion Humor/Sarkasmus inne, was die Lust am Weiterlesen fördert.