Fangirlmoments
Bewertet mit 3.5 Sternen
„Breakfast at Tiffany’s“ gehört zu einem meiner Herzensfilme. Die filigrane Gestalt der Audrey Hepburn als Holly hat sich tief in meine Erinnerung gebrannt und ihre zur Schau getragene Unerschütterlichkeit gepaart mit der versteckten Verzweiflung bewegt mich selbst jetzt, wenn ich nur daran denke. Aus mir bisher unerfindlichen Gründen habe ich mich nie mit dem Buch auseinandergesetzt. Und damit auch nicht mit dem Autor Truman Capote. Einer der großen amerikanischen Schriftsteller. Seltsam, dass ich ihm bisher komplett aus dem Weg gehen konnte. Anuschka Roshanis Begeisterung und Verehrung für ihn, hat mich in ihrem Buch über den Sommer auf den Spuren Capotes packen können. Mit Staunen lese ich von ihren Begegnungen mit Zeitzeugen und befrage tatsächlich das Internet nach Personen der Zeitgeschichte, auf der Suche nach Fotos von ihm und seinen Freunden und Feinden. Eine schillernde Persönlichkeit, die zeitlebens ein Kindheitstrauma versucht zu kompensieren, Trost in Geschichten findet. Sich nicht verleugnet und dennoch in seinem Leben Alkohol und Tabletten zur Betäubung braucht. Roshani liefert keine Biografie über Capote. Sie interviewt seinen Biografen. Eigentlich ist sie auf der Suche nach einem verschollenen Manuskript. Einen Text, den Capote schuldig geblieben ist, obwohl er ihn vollmundig über Jahre angekündigt hatte. Eine Abrechnung mit der Gesellschaft, in der er sich lange bewegte und sich vielleicht doch nie ganz angenommen gefühlt hatte. Ich kann es nicht ganz fassen, dafür weiß ich zu wenig über ihn und kenne keinen seiner Texte. Dennoch trägt mich Roshanis Begeisterung durch ihre 340 sommerlichen Seiten und weckt mein Interesse für diesen Menschen und seine Zeit. Das verschollene Manuskript bleibt mir egal, ich habe vorerst genug an seinen anderen Romanen zu entdecken.