Rezension

Fantasievolle und überraschende Mischung aus Spannung und Emotionen

Calypso (1). Zwischen den Welten - Fabiola Nonn

Calypso (1). Zwischen den Welten
von Fabiola Nonn

Bewertet mit 4.5 Sternen

Absolut Überraschend und sprachlich top. Hat mich oft sehr berührt und mitgenommen auf eine fantasievolle und spannende Reise in die Ozeane. Ein gelungener Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Ich freue mich schon sehr auf die Folgebände!

Erst mal ein ganz großes Dankeschön an Fabiola Nonn, die meinen Blog aufgespürt hatte und wohl den richtigen Riecher dafür hatte, dass mir ihr Buch gefallen könnte. Vielen herzlichen Dank auch an den digi:tales Arena Verlag, der mir kurze Zeit später schnell und unkompliziert mein Rezensionsexemplar als eBook zur Verfügung gestellt hat.

Coverbild
Das Cover ist komplett in blau und weiß gehalten. In der oberen Hälfte sieht man den silbernen Mond im Sternenhimmel schimmern, über die Mitte wogt eine Wasserwelle, über die der Titel in einer verspielten serifen Schrift gesetzt ist. Darunter eine junge Frau im weißen Flattergewand. Insgesamt gefällt mir das Cover sehr gut und spiegelt ganz gut den Untertitel „Zwischen den Welten“ wieder. Es passt für mich sehr gut zum gesamten Buch.

Handlung
In der Stadt Calypso, die in einer Art Kokon unterhalb der Meeresoberfläche gebaut wurde, leben die Menschen seit Jahrhunderten nach einer dystopischen Katastrophe auf der Erdoberfläche. Das Mädchen Noemi Bloud fühlte schon seit jeher eine besondere Beziehung zum tiefen Ozean. Doch es passieren immer merkwürdigere Unfälle mit dem sie umgebenden Wasser, die sie mit sich sich selber in Verbindung bringt. Sie spürt, dass es dort draußen mehr gibt und sie davon betroffen ist. Um der Bedeutung und ihrer wahren Herkunft auf der Spur zu kommen, heuert sie auf dem mysteriösen U-Boot Acheron an und verläßt Calypso. 

Buchlayout / Haptik
Das eBook ist relativ schlicht gehalten. Die 17 Kapitel teilen die 246 Seiten in recht angenehme Länge ein. Die Ausschmückungen der Kapitelanfänge sind leider etwas enttäuschend, hier hätte man sich vielleicht kleine hübsche Illustrationen einfallen lassen können.

Idee / Plot
Im Grunde ist es der typische Fantasy-Plot. Eine junge Frau fühlt, dass in ihr mehr steckt, als man ihr glauben machen möchte. Sobald sie mit dem Element Wasser in Berührung kommt, fühlt sie, dass sie etwas mit ihr verbindet und eine tiefe Sehnsucht in ihr auslöst. Außerdem muss sie auch ihre Heimatstadt, in der ihre Mutter und ihr kleiner Bruder leben, vor dem endgültigen Untergang retten. Plötzlich schlagen zwei Herzen in ihrer Brust und sie muss Entscheidungen treffen, die für beide Welten Konsequenzen haben kann. Noemi steht „Zwischen den Welten“.
Auch wenn es stark an „Die kleine Meerjungfrau“ oder ähnliche Geschichten um Meeresnixen erinnert, bekommt der Plot durch die dystopische Ausgangssituation dennoch einen sehr spannenden und interessanten Charakter. 
Denn sozialkritische Themen finden hier ebenfalls eine starke Gewichtung. Den Menschen, die nach dem Kollaps auf der Erde in Calypso Zuflucht gefunden haben, wird Jahrhunderte lang vorenthalten, dass das Leben auf der Erde wieder möglich wäre. Zudem kommt noch das Schüren der Angst gegenüber fremdartigen Völkern, bis zur Verleumdung deren Existenz. Noemi kämpft plötzlich gegen Vorurteile und gegen einer Regierung, die ihr Volk durch falschen Glauben unterdrückt, aus Angst die Macht zu verlieren.
"»Hasserfüllte Seelen gibt es überall«, kontert Zeeta. »Aber es gibt auch diejenigen, die sich dem Hass entgegenstellen und sich für eine gemeinsame, friedliche Zukunft einsetzen.«“
Fabiola Nonn „Calypso, Zwischen den Welten“, Pos. 1753 (eBook @ 2017 digi:tales Arena Verlag)

Emotionen / Protagonisten
Noemi hat mich sehr begeistert. Sie ist nachdenklich, besonnen und handelt nicht unüberlegt. Trotzdem ist sie forsch und mutig. Alle ihre Entscheidungen konnte ich gut nachvollziehen und fand sie als Protagonistin absolut stimmig und sympathisch. Ihre besondere Beziehung zu ihrem kleinen Bruder Beek fand ich sehr berührend. Ihre Sehnsucht, die sie beim Ozean empfindet, ist präsent und ich kann verstehen, dass sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft macht. 
Jonaz ist in der ganzen Geschichte nicht ganz so präsent. Aber ich finde das gar nicht schlimm, denn so bleibt der romantische Anteil in dieser Geschichte gut ausgewogen und nimmt nicht überhand. Er ist der Antrieb, den Noemi braucht, um von Calypso fort zu kommen. Sie lernt ihn an den Docks kennen und über ihn erfährt sie von der Forschungsfahrt der Acheron.
Dafür nehmen auch andere Personen mehr Platz in der Geschichte ein. Ashek hat mich besonders begeistert und auch stark berührt. Alleine die Begegnungen mit ihm haben mir eine Gänsehaut bereitet. Leider kann ich darüber nicht so viel erzählen, sonst würde ich spoilern und Euch dieser besonderen Momente berauben. 
Aber auch die anderen Crew-Mitglieder und Figuren haben jeder seinen eigenen starken Charakter, sind toll ausgeformt und viele werden zu lieb gewonnenen Personen. 

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Aus dem „einfach" anmutenden Plot hat Fabiola Nonn eine ganz tolle, spannende und für mich sehr überraschende Geschichte gebaut. Die Handlung geht auch schon recht zügig los und die Spannung baut sich rasch auf. Auch er Höhepunkt ist schlüssig aufgebaut und schließt die Handlung in sich ab, die durch den Epilog noch mal abgerundet wird. Daneben gibt es auch sehr berührende aber auch dramatische Momente. So entsteht eine tolle Mischung aus Spannung und Emotionen, die mich sehr begeistert hat. Obwohl man als Leser schon früh das Geheimnis von Noemi erahnt, zögert die Autorin die Lüftung sehr geschickt hinaus, ohne für den Leser lästig werden. Dennoch bleiben für mich ein paar kleine Fragen offen, so wie zum Beispiel, warum nur Ashek und Noemi miteinander in Gedanken sprechen können. 

Szenerie / Setting
Fabiola Nonn hat eine ganz fantastische und ideenreiche neue Welt geschaffen. Die Stadt Calypso erinnert mich ein wenig an den Kokon aus der Dystopie „Sakura“ von Kim Kestner. Trotzdem beschreibt sie die Unterwasserwelt sehr anschaulich und bildlich mit vielen originellen Details. Ich konnte mir alles gut vorstellen und war gleich im Sog der Ozeane mit Noemi mit gefangen. 

Sprache / Schreibstil
Am meisten überrascht und überzeugt hat mich der sprachliche Stil. Er ist abwechslungsreich und bildhaft mit starken und ausschmückenden Metaphern - aber ohne zu übertreiben. Mir hat das Lesen allein schon wegen der ausgefeilten Sprache unheimlich großen Spaß gemacht. Ganz großartig und absolut toll! Fabiola Nonn erzählt gekonnt die Geschichte in der Ich-Perspektive im Präsens und unterstützt damit den flotten Lesefluss.
"Die Sonne ist erst zur Hälfte hinter dem Horizont versunken und lässt die Meeresoberfläche in goldenem Licht erstrahlen. Ich spüre den feinen Sand zwischen meinen Zehen, und auf meiner Haut liegt die Wärme eines im Meer versinkenden Feuerplaneten.“
Fabiola Nonn „Calypso - Zwischen den Welten“, Pos. 1356 (eBook @ 2017 digi:tales Arena Verlag)