Rezension

Fantastische Idee mit ziemlich verwirrender Umsetzung

Timmy und die Allergomörder - Cornelia Franke

Timmy und die Allergomörder
von Cornelia Franke

 

Klappentext:
Timmy hat es satt, weiterhin wie ein Kind behandelt zu werden! Daher schwindelt er bei seinem Alter, als er zu seinem Onkel in das ferne Onnipolis zieht. Leider hat er nicht geahnt, dass dort jeder ab vierzehn per Gesetz einen Beruf haben muss. Egal ob Laternenauspuster, Briefmarkenkleber oder Bettler.
Doch was genau steckt hinter den Allergomördern, die die Onnipolianer mit ihren Allergie-Attentaten in Aufruhr versetzen? Ihre Geheimnisse zu ergründen, wird zum aufregendsten Abenteuer, das Timmy und seine neuen Freunde bisher erlebt haben.

Einordnung:
„Timmy und die Allergomörder“ ist eine abgeschlossene Geschichte und kein Teil einer Reihe.

Rezension:
Onnipolis, die Sternenstadt, ist eine Hafenstadt im Haberland, in der alles möglich ist. Ein Flyer behauptet, dass dort jeder sein Glück findet. Das erscheint bei den Schilderungen der Autorin auch nicht unmöglich. Denn obwohl dort jeder ab 14 Jahren arbeiten muss, steht es demjenigen frei, sich seinen Wunschberuf auszusuchen. Sollte es diesen Beruf noch nicht geben, muss er bei den Akkuraten Ämtern angemeldet werden. So gibt es neben den Uhrenstellern und Laternenauspustern auch Glaspolierer, Obst- und Gemüseübersetzer, Briefmarkenkleber, Postkartenschreiben, die Zweite Meinung und jeden anderen vorstellbaren Beruf. In Onnipolis können alle Träume wahr werden.
Doch damit nicht genug, auch viele Namen sind amüsant gewählt. So heißt der Arzt etwa Doktor Wu Doo, der Bestatter Daun Ander, die Kopiererin Kate Dupli und für das Steuerwesen sind die Beamten Böhse, Macht, Uns und Fröhlich zuständig. Ich finde es aber fraglich, ob Kinder ab zwölf Jahren den Humor schon verstehen.
Neben diesen wirklich gelungenen Beschreibungen und Details gibt es auch noch weitere kindgerechte Erklärungen. So erfährt Timmy beispielsweise, was Allergien und Allergene sind und wie das Immunsystem funktioniert. In der Geschichte ist also auch ganz geschickt ein bisschen Wissen untergebracht.
Die Figur, die ich am meisten ins Herz geschlossen habe, ist Beth. Sie ist ein sehr nettes, aufgeschlossenes Mädchen, das auch bei den Onnipolianern sehr beliebt ist. Wann immer jemand Hilfe braucht, springt sie ein, ob es nun der Bäcker oder ein Glaspolierer ist. Wenn sie unterwegs ist, braucht sie zwei- bis dreimal so lange für den Weg, weil sie immer wieder einer ihrer Hilfe-Anfälle überkommt. Das alles tut sie unentgeltlich, dafür bekommt sie oft etwas von den Menschen geschenkt, denen sie hilft. Beth ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie jemand in der Gegenwart leben und das Leben genießen kann.
Gestört hat mich, dass das Rätsel um den Verbleib von Timmys Eltern erst sehr spät aufgelöst wird. Es gibt immer wieder Anspielungen auf sie, denen ich aber nicht entnehmen konnte, ob sie gestorben sind oder ob Timmy einfach nicht mehr bei ihnen leben möchte oder darf. Jedes Mal, wenn sie erwähnt wurden, hat sich meine Vermutung geändert. Dass das Rätsel erst auf Seite 170 aufgelöst wird, finde ich persönlich ein bisschen spät. Es war nicht spannend, auf diese Auflösung zu warten, sondern hat einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Je länger die Wahrheit unklar geblieben ist, desto mehr hat es mich gestört, da die Geschichte um seine Eltern ziemlich wichtig ist, um Timmy als Person einschätzen zu können.
Ebenfalls negativ anmerken muss ich, dass ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, ob die Allergomörder nun tatsächlich die Mörder der 43 Menschen sind, die an Allergieschocks gestorben sind, oder ob diese Menschen einfach ihre Allergien unterschätzt haben. Abgesehen von der Tatsache, dass ich den ganzen Handlungsstrang um diesen Beruf für das empfohlene Mindestalter von zwölf Jahren viel zu heftig finde, verstehe ich nach wie vor nicht, was die Allergomörder eigentlich machen und wer sie beauftragt. Damit geht wohl die gesamte Grundidee der Geschichte an mir vorbei.

Fazit:
Attentäter, die Allergien ihrer Opfer nutzen, um sie zu töten, sind definitiv mal eine neue Idee. Mit Onnipolis hat Cornelia Franke eine fantastische Stadt erschaffen, in denen sich jeder seine Träume erfüllen kann. Das Haberland mit seinen Bewohnern gefällt mir gut, leider verstehe ich nur den wichtigsten Handlungsstrang der Geschichte nicht. Da die Welt mich aber verzaubert hat, bekommt „Timmy und die Allergomörder“ noch drei Schreibfedern, obwohl das Buch mich mit dicken Fragezeichen im Gesicht zurücklässt.