Rezension

Fantastischer Dritter Teil

Die Spiegelreisende - Christelle Dabos

Die Spiegelreisende
von Christelle Dabos

3 Jahre sind vergangen, seit dem Ophelia Thron das letzte Mal gesehen hat – und ihre Freunde vom Pol. Nun ist das Geheimnis der Windrose endlich entschlüsselt und Ophelia kann ihrer Arche entkommen und sich selbst auf die Suche nach Antworten – und nach Thorn – begeben. Die Hinweise führen sie nach Babel. Auf der Arche schreibt sie sich als „Lehrling“ ein und sieht sich alsbald mit Geheimnissen, Intrigen und Verstrickungen konfrontiert. Und über allem schwebt immer noch die Gefahr der Zerstörung der Archen …

„Das Gedächtnis von Babel“ stellt den dritten Band in der vierbändigen Reihe rund um die Spiegelreisende Ophelia dar. Der vierte Band soll Mitte Mai diesen Jahres erscheinen (und ich bin schon ziemlich gespannt darauf, so viel vornweg ;))
Nachdem uns Band 1 und 2 auf die Arche des eisigen Pols verschlagen haben, geht die Reise in diesem Band auf die Arche Babel, voller strikter Regeln und mehr Technik, als ich im ersten Moment vermutet hatte. Die Arche erinnert ein bisschen an eine Mischung aus Steampunk-Fantasien und dem Stand der Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ich fand es ziemlich erfrischend, wurde Ophelia doch im letzten Band vorzugsweise mit Illusionen der realen Welt konfrontiert.
Auf ihrer Suche nach der Wahrheit, nach Thorn und nach Gott, begibt sie sich in unbekanntes Terrain – als Lehrling, um am Konservatorium der guten Familie arbeiten zu dürfen – wir durchleben die Lehrlingszeit, die alles andere als einfach ist und ihre verzweifelte Suche nach Thorn. Denn nur als Vorbote hat sie Zugang zu Informationen aus der Vergangenheit, die unter Verschluss gehalten werden.
Ophelia selbst empfand ich wie auch schon im letzten Band angenehm. Sie hat ihre Naivität abgelegt und kämpft gegen ihre eigene Zurückhaltung. Dabei gelingt es der Autorin richtig gut, Ophelias Entschlossenheit und Zerrissenheit zu skizzieren, ohne zu übertreiben. Auch ein Widersehen mit Thorn bleibt nicht aus ;) Ich persönlich habe mich darüber gefreut. Wir lernen neue Figuren kennen, und am Anfang waren Ophelia und ich uns alles andere als sicher, ob wir ihnen unser Vertrauen schenken sollen oder nicht – Misstrauen ist in dieser Welt vorprogrammiert. Aber ich habe mit Ophelia gezweifelt und gelitten. Die Figuren sind der Autorin exzellent gelungen, und ihre Entwicklungslinien konnte ich sehr gut nachvollziehen. Auch der Schal (mein heimlicher Liebling!) ist wieder mit von der Partie.
Die Spannung ist zu Beginn hintergründig vorhanden und der Bogen gewinnt an Höhe, sobald man die Mitte überwunden hat. Doch ich empfand die mittelmäßige Spannung keinesfalls als Makel. Das Buch lebt von seinen Geheimnissen, die aufgedeckt werden wollen und von den eben schon erwähnten Figuren. Keine Angst, auch Actionfans kommen auf ihre Kosten – doch dies ist kein Buch, in dem es alle paar Seiten richtig zur Sache geht – nur um das vorn Weg zu nehmen. Intrigante Angriffe findet man hier jedoch des Öfteren.
Die Liebesgeschichte zwischen Ophelia und Thorn hält sich angenehm im Hintergrund. Ständiges Aneinanderkleben und säuselige Liebesbekundungen hätten in dieses Buch, vor diesen Hintergrund in keiner Weise gepasst – und trotzdem gehören einige Dinge zwischen den beiden ausgesprochen.
Ich habe zudem einiges über die alte Welt erfahren (ich giere förmlich nach Informationen darüber, aber da alles über den Krieg auf dem Index steht, erfährt auch der Leser nur Bruchstücke der Geschichte – Gemeinheit!).
Ich bin begeistert von dem Buch und liebe diese fantastische Andersartigkeit, mit der die Bücher daher kommen. Ich hoffe sehr, im letzten Band einige Antworten zu erhalten und lasse diesen gerne mit voller Punktzahl zurück.