Rezension

Fantastischer Schreibstil, beeindruckende Charaktere

GIRLS THE EXP - EMMA CLINE

GIRLS THE EXP
von Emma Cline

Inhalt: In "The Girls" erzählt Emma Cline die Geschichte der 14-jährigen Evie Boyd. Evie ist sehr unzufrieden mit ihrem Aussehen, mit ihrer Freundschaft, mit ihren Eltern. Sie fühlt sich unsichtbar und unbedeutend. 
Dann sieht sie sie: die Mädchen. Da wo sie auftauchen, richtet sich alle Aufmerksamkeit auf sie. Als Evie dann Suzanne, eine von ihnen, erneut über den Weg läuft, ist sie sofort fasziniert von ihr. Suzanne schenkt Evie endlich die Aufmerksamkeit, die sie sich immer gewünscht hat und nimmt sie mit auf die Ranch, doch damit wird Evie in einen gefährlichen Strudel aus Drogen, Alkohol und Sex der wilden 60er Jahre gezogen. 

Cover und Aufmachung: Das Cover hat mir bereits auf den ersten Blick richtig gut gefallen. Es ist eigentlich ziemlich schlicht, doch der Ausschnitt des Frauengesichtes, welches so gekünstelt und traurig wirkt, erregt die Aufmerksamkeit des Betrachters und passt zu Evie, die sich selbst so oft verstellt, nur um dazu zugehören und doch nicht glücklich damit wird. 
Ein kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle, der den Verlag betrifft: dieses Buch ist mit ca. 350 Seiten doch leider etwas teuer. Viele Interessenten werden sich wohl aufgrund des Preises auch gegen dieses Buch entscheiden und somit diese außergewöhnliche Geschichte verpassen.

Meine Meinung: 
Emma Clines Schreibstil ist beeindruckend. Sie benutzt eine Vielzahl an Adjektiven und beschreibt auf diese Weise Landschaften, Gegenstände, Menschen und Situationen so authentisch, dass man als Leser alles bildlich vor sich sieht. Anfangs richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf eine Menge Details, die unbedeutend scheinen, doch später wichtig werden, um die Situation besser nachvollziehen zu können. 
Die Charakterzüge Evies sind großartig gewählt, um die Geschichte entscheidend zu tragen. Sie ist naiv, nach Aufmerksamkeit gierend und angezogen vom bizarren Auftreten der anderen Mädchen der Ranch. Sie legt sich die Ereignisse jeweils so zu recht, dass sie für sie zu etwas annehmbaren und positiven werden und scheint sich damit selbst zu manipulieren. 
Es ist sehr positiv, dass man auch einige Kapitel aus der Sicht der erwachsenen Evie lesen kann, welche zeigen, dass sie in Bezug auf einige Themen sensibilisiert wurde, doch in Bezug auf Alkohol und Drogen nicht viel dazu gelernt hat. Sie scheint festzuhängen in einem Netz, welches sie von einem glücklichen Leben als Ehefrau und Mutter fern zu halten scheint. Auch nach so vielen Jahren, scheint ihr Leben von der Angst, resultierend aus den damaligen Erlebnissen, überschattet zu werden. 
Dieses Buch zeigt, wie leicht ein so junges Mädchen in die falschen Kreise geraten kann und wie damit ihr Leben, ihre Persönlichkeit, sich drastisch verändern kann, und wie schwer es ist, aus diesem Kreis auszubrechen. 
Schon anfangs weist, die Autorin, auf die Geschehnisse 1969 hin und bei dem Leser kommt ständig die Frage auf, in wie weit auch Evie darin verstrickt ist und man erwartet demzufolge das Schlimmste. 
Die Autorin Emma Cline berichtet von einem Sommer, in dem Dinge passieren, bei denen es dem Leser kalt den Rücken herunter läuft, man Evie an den Schultern packen und schütteln möchte, sie beschützen möchte vor den Gefahren dieser Welt. 
Schade ist, dass mir der erste Teil des Buches nicht ganz so gut gefallen hat und die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig war. Allerdings konnte dies von Clines fantastischem Schreibstil und den Charakteren, die wunderbar ausgeschmückt wurden, in den Hintergrund gedrängt werden. "The Girls" ist eine Geschichte, die zum nachdenken anregt, den Egoismus des Einzelnen und eine Art Gruppenzwang in besonders heftiger Form anspricht. Eine Geschichte, die die Menschen an sich betrachtet, Kritik ausspricht und nichts beschönigt und damit dem Leser wohl länger im Gedächtnis bleiben wird. 

Fazit: Beeindruckend gut ausgearbeitete Charaktere verbunden mit einem fantastischen Schreibstil und Ereignissen, die es einem kalt den Rücken herunter laufen lassen. Leider mit kleinen Längen. "The Girls" von Emma Cline erhält von mir 4 Sterne.