Rezension

Fantasy im 16. Jahrhundert

Witchborn - Nicholas Bowling

Witchborn
von Nicholas Bowling

Witchborn: Königin der Düsternis von Nicholas Bowling

 

Elisabeth I und Mary Stuart streiten um die Krone Englands. Mitten in den herrschaftlichen und religiösen Wirren kann die junge Alyce nur knapp jenen entkommen, die sich die Hexenjagd auf die Fahne geschrieben haben. Denn Alyce hat magische Kräfte, die sie weder beherrschen noch verstehen kann. Und unwillentlich wird sie zum Spielball mitten im Kampf um die englische Krone.

 

Bei „Witchborn“ handelt es sich um einen fantastischen Roman, der im London des 16. Jahrhunderts spielt. Mich persönlich hat das Cover angesprochen, ebenso wie das Setting. Ein London-Roman über Hexen steht definitiv auf Meiner TBR-Liste!

 

Der Einstieg fiel mir leicht. Spannend erzählt fand ich mich schnell zurecht. Das Buch beginnt wirklich mit einem Paukenschlag, da das Dorf, in dem Alyce wohnte, in Brand gesteckt wird. Der Hexenwahn greift um sich, treibt Auswüchse und lässt Blüten an den ungewöhnlichsten Orten erblühen. Das spürte ich in diesem Roman ganz deutlich – ein Lob an den Autor.

Doch ist die junge Alyce wirklich ein Charakter mit dem ich durch dick und dünn gehen konnte? Sie ist klug und gewitzt und mir gefiel es wie sie gemäß ihrer Rolle als Frau im 16. Jahrhundert sich in London bewegte, aber trotzdem Akzente setzte. Ich mochte sie, aber wirkliche Freunde wurden wir um der Wahrheit Genüge zu tun im Buch eher nicht. Da gefiel mir Solomon, der mit einer Schauspieltruppe durchs Land reist, wesentlich besser. Zu ihm fand ich spielend leicht Zugang und wäre mit Freuden gemeinsam mit seiner Truppe durchs Land gestreift. Der Junge hat mir wirklich Spaß gemacht, vor allen Dingen, da er Alyce auch aus mancher brenzligen Situation gerettet hat (für all jene, die starke Frauenfiguren haben – sie gibt ihm so manche Rettungsaktion doppelt und dreifach zurück). Und die Dialoge zwischen Alyce und ihm reizten mich das ein oder andere Mal wirklich zum Grinsen.

 

Die Magie in dem Buch basiert auf der Magie des Volksglaubens. Strohpuppen, Nekromantie, Zaubersprüche und Kräuterkunde werden hauptsächlich eingesetzt (und verfolgt). Also keine Novation, aber das hatte ich bei diesem Jugendbuch auch nicht erwartet. Der Autor baut auf dem auf, an das das Volk zur damaligen Zeit glaubte, und zeichnet ein glaubwürdiges Bild der Magie in all seinen Formen.

 

Auch der Spannungsaufbau war gut. Es gab einige Spitzen im Spannungsbogen, wogegen ich das Finale und die Auflösung als zu hastig empfand. Generell konnte mich der Roman aus diversen Gründen nicht wirklich fesseln. Es fiel mir nicht schwer, das Buch zur Seite zu legen um mich anderweitig zu beschäftigen – und so sollte ein gutes Buch nicht sein. Manche Abschnitte waren ziemlich zäh und dehnten sich aus wie ein Kaugummi, wogegen andere durch ein gutes Tempo glänzten. Insgesamt hatte ich das Gefühl, es fiel dem Autor schwer durchgehend das selbe Erzähltempo beizubehalten – Schade! Genug Potential hätte der Plot definitiv gehabt. Mir ist aufgefallen, dass er spannende Fäden im Sand verlaufen oder zu abrupt enden ließ, insbesondere in der Mitte des Buches.

 

Bowling wollte möglichst viele faszinierende Settings im Buch behandeln, wie den Palast oder den Tower (über den ja die grusligsten Legenden kursieren). Durch seinen Schreibstil gelingt es ihm Atmosphäre zu erzeugen! Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass der Plot durchaus ein paar Seiten mehr zu füllen vermocht hätte. Er springt mir zu rasch von einem Ort zum nächsten.

 

Insgesamt bleibt ein toller London-Roman in der Zeit der Tudors, der den historisch interessierten Leser durchaus zu unterhalten weiß. Ich vergebe 4 Sterne.