Rezension

Fantasy, Krimi, Thriller und ein Hauch Erotik - all das ist Spinnenkuss

Spinnenkuss - Jennifer Estep

Spinnenkuss
von Jennifer Estep

Zitat:

„Du bist wirklich eiskalt, oder? In deinen Adern fließt Eis, und dein Herz ist ein Stein.“

Was für ein Klischee. Eine Profikillerin ohne Gefühle… Aber die abgedroschenen Worte des Detectives beschrieben mich recht gut – besser, als ihm vermutlich klar war.

(S. 346)

 

Inhalt:

Ashland ist eine Vorzeigestadt, wenn es um Verbrechen und Gewalt geht. Bandenkriege, Prostitution oder Mord liegen an der Tagesordnung. Regiert wird die Stadt in Wahrheit von der Elementarin Mab Monroe, die keine Mühe scheut, diese Macht zu erhalten – sei es mit Bestechung der korrupten Polizei oder einem kleinen Mord mithilfe ihrer Feuermagie.

 

Die 30-jährige Gin lebt in dieser Sündenstadt, eine Auftragskillerin, die sich vor neuen Aufträgen kaum retten kann. Nachdem Gin alias „die Spinne“ ihren aktuellen Auftrag erfolgreich abgeschlossen hat, soll sie noch einen weiteren Mord übernehmen. Ein sehr lukrativer Auftrag, mit dessen Geld sie sich endgültig zur Ruhe setzen könnte. Doch dieser Auftrag ist eine Falle. Gin wird beinahe selbst umgebracht und muss auf ihrer Flucht feststellen, dass ihr Mentor Fletcher bereits gefoltert und getötet wurde. Ihr wird öffentlich ein Mord angehängt, den sie nie begangen hatte. Es ist Zeit für neue Bündnisse um herauszufinden, wer hinter dieser groß angelegten Intrige steckt.

 

Meinung:

Nachdem ich seit einiger Zeit regelmäßig die Mythos Academy von Jennifer Estep besuche, war ich sehr gespannt auf den Auftakt ihrer Reihe für Erwachsene.

 

Bereits auf den ersten Seiten wurde ich mit Gins geheimem Leben als Auftragsmörderin konfrontiert sowie der enormen Anzahl an Fantasy-Elementen. So wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Oder besser gesagt auf die fiktive Stadt Ashland losgelassen, ohne Karte und ohne Orientierung. Ashland ist ein Sündenpool der Extraklasse. Bestechung, Mord, Prostitution, Raub. All das liegt an der Tagesordnung und so klingt die Stadt nur unter dem Deckmantel der Korruption einladend. Das Besondere an Ashland sind jedoch die Fantasy-Gestalten, die sich in allen gesellschaftlichen Rängen tummeln. Vampire, Riesen, Zwerge und Elementare, die alles andere als verborgen vor dem Menschen leben. Insgeheimes Oberhaupt der Stadt ist Mab Monroe, ihres Zeichens Feuerelementar, blutrünstig und eiskalt. Wer ihr im Weg steht, stirbt.

 

Ich gebe zu, ich hatte mit dieser fiktiven Stadt, zu der ich keinerlei Bezug hatte, gewisse Startschwierigkeiten. Mir fehlte die „Begründung“ für die Elementare und all die Wesen, die sich in Ashland tummeln, eine Antwort auf die Frage, zu welchem Zeitpunkt es zu einem Outing kam, ob es überall auf der Welt so war, zu welchem (groben) Zeitpunkt die Geschichte überhaupt spielt.

 

Seite für Seite lebte ich mich jedoch immer mehr in Ashland ein. Ich „kannte“ die Bewohner und die Berühmtheiten, besaß genügend geografische Kenntnisse, um mich zu orientieren und konnte mich voll und ganz auf das Abenteuer einlassen.

 

Mit meiner 30-jährigen Stadtführerin Gin, in düsteren Kreisen die „Spinne“ genannt, hatte ich von Anfang an keine Probleme. Auch wenn sie eine Killerin ist, besitzt sie doch einen sehr guten Sinn für Gerechtigkeit. Gin ist ein Stein-Elementar, sie kann ihr Element formen, als Waffe nutzen, sein Wissen abfragen. Aber Gin besitzt auch minimale Eis-Elementarkräfte. Diese magischen Kräfte nutzt sie in ihrem Job jedoch nicht. Es wäre keine Herausforderung, zu einfach, jemanden mit den Elementen zu töten. Gin setzt auf Handarbeit.

 

Erst nach und nach erfährt der Leser Details über ihre Vergangenheit, wie es dazu kam, dass sie zu einer Auftragskillerin wurde. Ihre „neue Familie“ besteht aus ihrem Mittelsmann Fletcher und dessen Sohn Finn. Als Fletcher getötet wird, setzt Gin alles daran, den Mörder zu finden und ihren Ziehvater zu rächen. Ich mochte Gins kalkulierende Art, ihre Beherrschtheit, etwas zu erledigen, auch wenn in ihrem inneren Gefühle jeglicher Richtung toben. Sie ist selbstbewusst, stark, weiß was zu tun ist und weiß, was sie will.

 

Auch wenn dieser Punkt zu dem Grund führt, warum die „Elemental Assassin“ für Erwachsene gedacht ist. Gin hat oftmals alles andere als jungfräuliche Gedanken, insbesondere beim Anblick des Cops Donovan Caine. Auch die Sprache selbst ist alles andere als jugendlich. Zahlreiche „böse“ Schimpfwörter wechseln sich mit nicht jugendfreien Beschreibungen ab, die Realität mit sich prostituierenden Vampiren, Vergewaltigung und Co. tun ihr Übriges.

 

Auch der Schreibstil der Autorin gleicht nicht ganz dem der „Mythos Academy“. „Spinnenkuss“ besitzt dieselbe flüssige Art, jedoch stieß ich auf enorm viele Wiederholungen. Das störte mich nicht wirklich, ist mir aber aufgefallen.

Die Idee der Autorin hingegen ist genial. Aus der Perspektive der vermeintlich bösen Auftragskillerin zu schreiben, sie dem Leser näher zu bringen und an ihren Emotionen und ihrem Verlust teilhaben zu lassen, war definitiv etwas anderes. Ich mochte den fantastischen Part der Geschichte aber ebenso. Die Elementarmagie mit ihrer Macht über Eis, Stein, Luft oder Feuer, die zahlreichen „Unterelementare“, die Wasser oder Strom beherrschten. Wie sich diese Magie äußern und angewandt werden konnte, all das hat mich fasziniert. Ich hätte sehr gerne etwas mehr Hintergründe erfahren, noch mehr Details über Nebengestalten wie die Vampire, aber dazu werde ich sicher in den Fortsetzungen noch Gelegenheit bekommen.

 

Auch wenn die Autorin es in diesem Fall nie übertrieben hat, sondern den Fokus auf die Spurensuche und die Ermittlungsarbeit von Gin und ihrem Team gelegt hat, steigt die Spannung kontinuierlich an. So entsteht ein Lesesog, dem man sich mit steigender Seitenzahl nicht entziehen kann. Nach einem wahrhaft magischen Showdown findet „Spinnenkuss“ fürs erste zu einem ruhigen Ende. Ich bin schon gespannt, wie Gin die neuesten Erkenntnisse nutzt und wie es in „Spinnentanz“ weiter geht.

 

Urteil:

So schwer mir die Ankunft in Ashland und mein dortige Orientierungsphase auch fielen, umso sicherer weiß ich, dass ich schon bald wieder zurückkehren werde. Jennifer Esteps Mischung aus Fantasy, Krimi und Thriller bescherte mir ein großes Leseerlebnis und ich genoss Alltag wie auch nicht jugendfreie Gedanken und Handlungen der erwachsenen Auftragskillerin Gin. Für diese tolle Mischung verdient „Elemental Assassin – Spinnenkuss“ 4 Bücher.

 

Wer blutigen Szenen und der ein oder anderen erotischen Phase nicht abgeneigt ist, sich liebend gerne zwischen allerhand Fantasy-Wesen aufhält und gemeinsam mit einer starken Protagonistin auf die Suche nach Antworten geht, der sollte unbedingt zu „Spinnenkuss“ greifen.

 

Die Serie:

1. Spinnenkuss

2. Spinnentanz

(Erscheinungstermin: April 2014)

3. Originaltitel: Venom

4. Originaltitel: Tangled Threads

5. Originaltitel: Spider’s Revenge

6. Originaltitel: By a Thread

7. Originaltitel: Widow’s Web

8. Originaltitel: Deadly Sting

9. Originaltitel: Heart of Venom

10. Originaltitel: The Spider

11. Originaltitel: Poison Promise

12. ?

 

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