Rezension

Fantasy wie vor 30 Jahren

Sohn der Sieben - Justin Travis Call

Sohn der Sieben
von Justin Travis Call

Justin Travis Call erzählt in "Sohn der Sieben" eine Geschichte, deren überschaubare Mysterien bereits vom Buchdeckel ausgeplaudert werden: Ein Waisenjunge mit ungeklärter Herkunft geht morgens in die Klosterschule für Dogmatiker, hat nachmittags Nachhilfe in Zauberei beim nebulösen Ersatzvater und sucht abends seine Bestimmung als Auserwählter im Zickenkrieg der Götter.

Fantasy wie vor 30 Jahren: Call kopiert die Tolkien-Kopien der 80er Jahre und dreht kräftig am "Rad der Zeit". Wer daran Spaß haben will, muss das Vorgestern lieben und den Zeitgeist hassen.

Kennt ihr den alten Cartoon-Gag mit den Streichhölzern, die zwischen müde Augenlider geklemmt werden? Ich war kurz davor. Hier die Liste der schlimmsten Schlaftabletten: Auserwählter wird erwachsen, magischer Mentor mit Bart, Prüfungsstress in der Akademie für Waisen, Lovestory mit Hindernissen, Göttergezanke. Wenn wenigstens die Schreibe nicht so umständlich wäre, der Plot so plattgewalzt und der Kosmos so kryptisch. Ist aber. Und immer, wenn die Story doch mal die Schablone verlässt, und die Figuren aus dem Klischee flüchten, wird es leider unpassend und absurd, manchmal auch geschmacklos und grotesk. Zum Beispiel, wenn der große Zauberer der Geschichte zum Frühstück einen hundert Jahre alten Schinken aus dem magischen Sack zieht. Oder wenn unser Held seine inneren Konflikte durch einen lebensrettenden Luftröhrenschnitt beim gerade k.o.-gehauenen Monster zum Ausdruck bringt. Witzig ist das übrigens nicht gemeint...

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