Rezension

Fast abgebrochen

Mary -

Mary
von Anne Eekhout

Bewertet mit 1 Sternen

Fast schon verschwörerisch, wie eine Freundin einem vor dem Kamin ein Geheimnis anvertrauen würde, erzählt Anne Eekhout von Mary und enttäuscht trotz exzellenter Atmosphärenkreation, weil einfach nichts geschieht. Durchaus unheimliche Szenen, merkwürdige Ereignisse und Unwohlsein erregende Situationen reihen sich einfach einander; der große Knall bleibt aus.

Bei Büchern um und zu Frankenstein, seinem Monster und deren Erschafferin Mary Shelley (sowie deren Mutter!) bin ich stets interessiert und diese Geschichte klang wahrlich vielversprechend...

Doch leider, das nehme ich jetzt einfach mal vorweg, konnte mich das Buch nicht überzeugen und zwischendurch habe ich oft überlegt, es einfach abzubrechen. Die Figuren blieben mir fern, aber vor allem die Handlung war es, die mich einfach nicht zu packen vermochte. Mit jedem Kapitel mehr dachte ich "ja und; passiert jetzt noch was?!" und nur aus der Hoffnung, da käme was, blieb ich dabei.

Es gibt diese zwei Handlungsstränge: Den in Schottland, in dem sich Mary in Isabella verliebt, die beiden in Schauergeschichten und -gefühlen versinken und es viele Spaziergänge und Krankheiten gibt. Und an dessen Ende mir überhaupt nicht klar ist, ob und was Fiktion ist; all diese merkwürdigen Ereignisse und Eindrücke, gestohlene Momente und geteilte Erlebnisse... sind die (so) überhaupt passiert? Der andere Erzählstrang am Genfer See einige Jahre später ist von (Un)wetter, viel Wein und Laudanum geprägt. Offener Liebe, die Mary nicht will und nicht mit ihren Gefühlen vereinbaren kann. Vereinen tun beide Erzählstränge nur der Verlust von Mutter und Tochter - in merkwürdigen vorahnenden Blicken und rückblickenden, auf Situationen, die Mary so nie erlebt hat und haben kann. Sonst führen die beiden "Handlungen" nicht zusammen und nirgendwohin, denn letztlich, ja letztlich passiert einfach nichts. Am Ende des Buches hat Mary wohl mit dem Schreiben begonnen; das Wort Monster oder der Name Frankenstein fielen jedoch nie und ob und was aus Familie Baxter (und Isabella) wurde, wird auch nicht mehr aufgegriffen.

Der unheilvolle Schreibstil kündigt stets von kommendem Unglück und schrecklichen Ereignissen; die Worte bauschen sich und dann geschieht doch stets wieder nichts; der große Knall bleibt einfach aus. Skurrile Ereignisse reihen sich an Spaziergang und Wetterphänomen, viele Gedanken, Strudel aus Eindrücken und teilweise schon abstoßende Szenen; immer wieder was mit Schlangen und Monstern und doch auch nicht - müsste ich eine inhaltliche Zusammenfassung abgeben, könnte ich nur hilflos mit den Schultern zucken.

Ich habe lange mit mir gerungen, wie ich den Roman bewerten soll - der Schreibstil war so vielversprechend und ein Blick auf mein Buch zeigt, dass ich eine Menge Szenen und Sätze markiert habe, die ich eindrucksvoll fand. Aber was nützt der beste Erzählstil, wenn es nichts zu erzählen gibt? Wenn ich mich gelangweilt habe und regelrecht dazu aufraffen musste, wieder zum Buch zu greifen? 

Kommentare

Ronja empfahl am 22. September 2022 um 20:02

... die vollständige Rezension:

https://oceanlove--r.blogspot.com/2022/09/mary.html