Rezension

Fast abgebrochen, dann doch noch ein kleines Meisterwerk mit einem kleinen aber...

Diabolic - S. J. Kincaid

Diabolic
von S. J. Kincaid

Bewertet mit 4 Sternen

Ich kam in den Genuss eines von 20 Leseexemplaren des 488 Seiten starken Wälzers Diabolic auf wasliestdu.de im Rahmen einer Leserunde. Vorab wurde vielfach über das Buch geschwärmt und ich war gespannt, ob es meine Erwartungen erfüllen würde. Warum mich das Buch im Endeffekt mit gemischten Gefühlen zurücklässt, erzähle ich euch jetzt.

Diabolic - Vom Zorn geküsst von S.J. Kincaid

Reihe: offenbar angekündigt
Verlag: Arena
Buchform: Fester Einband, 488 Seiten
Erschien/Erscheint am 02.01.2017
Altersfreigabe: ab 14 Jahre
Altersempfehlung meinerseits: ab 16 Jahre
ISBN: 978-3401602592
Preis: € 18,99

 

Inhalt

Eine Diabolic ist stark.
Eine Diabolic kennt kein Mitleid.
Eine Diabolic hat eine einzige Aufgabe: Töte, um den einen Menschen zu schützen, für den du erschaffen wurdest.
 
Als Nemesis und Tyrus sich am Imperialen Kaiserhof begegnen, prallen Welten aufeinander. Sie - eine Diabolic, die tödlichste Waffe des gesamten Universums. Liebe ist ihr völlig fremd. Er - der Thronfolger des Imperiums, der von allen für wahnsinnig gehalten wird. Liebe ist etwas, das ihn nur schwächen würde. Dass ausgerechnet diese beiden zusammenfinden, darf nicht sein. Denn an einem Ort voller Intrigen und Machtspiele ist ein Funke Menschlichkeit eine gefährliche Schwachstelle …
 
Nemesis und Tyrus. Diabolic und Thronerbe. Ein Mädchen zwischen unbändigem Zorn und ergreifender Liebe, und ein Junge, den Gefühle das Leben kosten könnten. Eine großes Fantasy-Spektakel, das den Lesern den Atem rauben wird!

Meinung

Die Beschreibung liest sich wie ein Märchen. Gegensätze ziehen sich an, war mein erster Gedanke nach dem Lesen dieser und sofort hatte mich eine gewisse Erwartungshaltung gepackt. Als ich das Buch schließlich in den Händen hielt, war ich zunächst überrascht, wie edel die Aufmachung ist. Das metallische Cover ist schön anzusehen, überzeugt hat mich allerdings der schlichte schwarze Einband, die dunkle, violette Innenseite und die ja fast düstere Gestaltung. 

Als ich das Buch zu lesen begann, kam das erste Stutzen, denn ich dachte, es handelt sich um einen reinen Fantasyroman. Doch tatsächlich würde ich Diabolic eher im Bereich Utopie/Dystopie oder Scifi einordnen. Es geht um die menschliche Rasse in ferner Zukunft, lange nachdem sie die Erde verlassen hat und eine neue Heimat in einem anderen Sternensystem gefunden hat. Die Helioniker beten den Kosmos an und schwören jeglicher Technik ab. Einzig die verbliebenen Raumschiffe der vorigen Dynastien sind noch in Nutzung, drohen aber durch ihr Alter und ihre Störanfälligkeit die verbliebene Menschheit komplett zu zerstören, da sie bei Zerstörung schwarze Löcher bilden.

Hier hatte ich so meine Probleme. Es ist nicht so, dass die Autorin in den ersten Seiten massiven Weltenaufbau betreibt und dem Leser damit zu viele Infos um die Ohren haut. Eigentlich macht sie es ganz geschickt, in dem sie immer wieder Fakten in die Handlung einstreut und sukzessive das Wissen des Lesers erweitert. Nein, es waren die vielen fremden Begriffe zu Anfang, die mich etwas stocken ließen. Vermutlich wäre das nicht sonderlich schlimm gewesen, wäre da nicht zudem die sehr nüchterne und emotionslose Erzählperspektive von Nemesis, der Diabolic gewesen. Ja, sie erzählt die Geschichte. Ein gezüchtetes Wesen, dass nichts empfinden kann als die Liebe zu der Person, auf die sie geprägt wurde, um sie zu schützen.

Mir hat diese Nüchternheit wirklich Probleme gemacht. Rund 180 Seiten, also gut das erste Drittel des Buches schleppte sich für mich dadurch nur so hin und bescherte mir dadurch mehr Lesefrust als -lust. Da ich an der Leserunde teilnahm, brach ich, trotz mehrfachem Überlegens in diese Richtung, nicht ab, sondern kämpfte mich weiter und muss gestehen, es hat sich wirklich gelohnt.

In dem Moment, als Tyrus in Erscheinung tritt, nimmt das Buch eine Wendung. Es ist, als sei ein Schalter umgelegt. Selbst, dass Nemesis immer noch nicht über viele Gefühlsregungen verfügt, wird fast nebensächlich. Die Story gewinnt im Chrysanteum ungemein an Fahrt und an Tiefe. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, wie gut man die politisch und religiös geprägten Grausamkeiten auch auf eine Zukunft in unserer Gesellschaft projizieren kann. 

S.J. Kincaid schafft einen komplexen, grausamen, äußerst intriganten Regierungsapparat, der seinesgleichen sucht. Alle Einzelheiten sind gut erdacht und schlüssig ineinander, was die Lesefreude deutlich steigert. In all diesen Verwirrungen, Intrigen und politischen Ränkeleien gelingt ihr der Übergang für eine glaubwürdige Zusammenführung der beiden Hauptprotagonisten. Diese politisch ambitionierte Partnerschaft ist rein professioneller Natur und zeigt keinerlei kitschige Anzeichen. Diese Allianz ist unglaublich glaubwürdig und überzeugt.

Im letzten Drittel erstaunt das Buch mit so vielen unerwarteten Ereignissen, die es eigentlich überladen wirken lassen müssten, doch dies ist absolut nicht der Fall. Das Ende kommt weder abrupt, noch hinterlässt es den Leser unbefriedigt. Nein, ich finde, es ist ein absolut würdiges Finale.

Ein rundum in sich abgeschlossener Roman.

Dachte ich.

Leider stellt sich heraus, dass die Autorin wohl plant, einen Dreiteiler daraus zu machen. 

Warum frage ich mich?

Dieses Buch ist gut wie es ist. Es ist abgeschlossen, das wichtigste ist erzählt. Es lässt den Leser befriedigt zurück. Das Ende ist insoweit "offen", dass es eigene feine Schlüsse  zulässt, die aber genau das ausmachen, was ich mit zufriedenstellend betiteln würde. Ich kann mir eigene Gedanken spinnen, ohne, dass ich unbefriedigt zurückbleibe. So stelle ich mir ein würdiges und gutes Ende vor. Es nun künstlich in die Länge zu ziehen, finde ich schade. Ich denke auch nicht, dass ich weiterlesen würde.

Fazit

Ein Buch, dass zunächst etwas Geduld braucht, um warm damit zu werden, danach aber ein wirkliches Highlight. Selten so etwas gut durchdachtes gelesen. Leider trübt die Aussicht auf weitere Teile meine Euphorie etwas. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Von mir gibt es 4 von 5 Sterne