Rezension

Fast alles, was sie wusste, lernte sie in der Wildnis.

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 5 Sternen

Uferlos, grandios, famos. Manche Bücher finden ihren Weg in unsere Psyche. Mut heißt: von vornherein wissen, dass man geschlagen ist, und trotzdem den Kampf - ganz gleich, um was es geht - aufnehmen und ihn durchstehen. Man gewinnt selten, aber zuweilen gelingt es. Kya wächst von ihrer Familie verlassen als Einsiedlerin im Marschland von North Carolina auf. In den 1960er-Jahren schwirren viele Gerüchte über Kya Clark durch die ruhige Küstenstadt Barkley Cove. Isoliert lebt sie im Marschland mit seinen Salzwiesen, Sandbänken, Buchten. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Das Biotop der Seevögel mit seinen Salzwiesen wird zu ihrer inneren Heimat. Drei junge Männer, ein paar Jahre älter als sie, werden auf die wilde Schöne aufmerksam als sie auf ihren Fahrrädern an ihr vorbei sausten. Der Anführer drehte sich zu ihr um, lachte über den Beinaheunfall, und Kya öffnet sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Am Morgen des 30. Oktober 1969 wurde einer tot aufgefunden, die Leiche von Chase Andrews lag in dem Sumpf, der sie sich bald lautlos, gelassen einverleibt hätte. Für alle Zeiten verborgen. Ein Sumpf weiß alles über den Tod und versteht ihn nicht notwendigerweise als Tragödie, ganz sicher nicht als Sünde. Doch an diesem Morgen radelten zwei Jungs aus dem Dorf hinaus zu dem alten Feuerwachturm, und als sie auf dem dritten Treppenabsatz ankamen, entdeckten sie seine Jeansjacke. Alle Bewohner sind sich sicher: Das "Marschmädchen" ist schuld. Kyas Furcht vor Verbindungen zu anderen Menschen wird ihr Schicksal und das zweier Männer aus der Region bestimmen. Einfühlsam und packend, das ist die Geschichte einer eigenwilligen Außenseiterin, die eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert. Die Autorin Delia Owens erzählt in ihrem Debüt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können. Wie wahr, wie wahr. Die Autorin versteht es, ihren Personen Leben einzuhauchen und in ihre Psyche einzutauchen. Atmosphärisch und sprachlich sehr gelungen. Ein Buch, dass jeder gelesen haben sollte und an dessen Moralverständnis man sich ein Beispiel nehmen kann. Dieses Buch liest sich leicht und flüssig. Nicht nur für Erwachsene, auch Jugendliche werden großen Gefallen finden an dieser Geschichte. Wundervoller Schreibstil und lebendige Charaktere, runden das Buch ab.