Rezension

Fast so mies wie ein Arztroman

Arztroman - Kristof Magnusson

Arztroman
von Kristof Magnusson

Bewertet mit 2.5 Sternen

Anita ist eine gestandene Frau und macht schon eine ganze Weile ihren Job als Notärztin an einem großen Berliner Krankenhaus. Im Dienst ist sie souverän, überlegt und sachlich, all die Eigenschaften, die ihr im Privatleben eindeutig fehlen. Hier hat sie mit ihrem Exmann Adrian und dessen neuer Freundin Heidi zu kämpfen, bemüht sich um die Gunst ihres 14-jährigen Sohnes Lukas und dann kommt auch noch ein neuer Mann herbeigestolpert. Der Leser begleitet sie bei ihrer Strauchelei durch ihr Leben und bei einer Reihe von wichtigen Entscheidungen, aber auch bei ihrer Arbeit in verschiedenen Notsituationen.

Berlin und Notfallmedizin, zwei Themen, die mich wahnsinnig interessieren und deswegen das Buch zu einen Highlight für mich machen müssten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ich war lange nicht so enttäuscht von einem Buch. Anita ist mir wahnsinnig unsympathisch, was vielleicht auch noch von dem abgehackten Schreibstil gefördert wird, aber ganz sicher durch ihre seltsamen Handlungen und ihre pubertären Wutanfälle, bei denen sie wie wild um sich haut. Ihre Arbeit ist gut recherchiert und spannend zu lesen, aber wenn es nur darum gehen würde, hätte man sich auch ein Sachbuch kaufen können. Auch Adrian und Heidi und sogar Lukas würde ich nicht privat kennenlernen wollen, auch sehr seltsame Charaktere. Der Autor hat es irgendwie nicht geschafft, die Genre Sachbuch und Frauenroman miteinander zu kombinieren. Vielleicht kennt er auch keine Frauen und hat Anita deswegen so komisch kontruiert. Einzige Vorteil des Buches ist, dass man es sehr schnell lesen kann - aber danach bleibt auch nichts in meinem Gedächtnis hängen.

Schade, doch ich kann dies Buch, abgesehen von seinem hübschen Cover, einfach nicht weiterempehlen. Wenn man einen Frauenroman will, sollte man sich genau so einen kaufen, und wenn man etwas über die Arbeit von Notfallmedizinern lesen will, gibt es auch dazu Bücher. Dies Buch ist kein Lesegenuss, sondern für mich der kurze Einblick in das Leben einer Frau, die ich nicht kennen wollen würde.