Rezension

Faszinierend eindrucksvoll

der rechte weg - Brigitte Blobel

der rechte weg
von Brigitte Blobel

Bewertet mit 5 Sternen

Linda kann es nicht glauben: ihr Freund Dennis betrügt sie. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist es auch noch eine Türkin! So denkt Linda zunächst nicht, bis sie an Hannes gerät, der sie immer wieder subtil darauf hinweist. Allgemein sind in Deutschland in letzter Zeit ziemlich viele Ausländer, oder nicht? Auch Lindas Eltern stehen dieser Zuwanderung skeptisch gegenüber, weil sie um ihre schöne Heimat fürchten. Mit Neonazis haben sie nichts am Hut. Linda zunächst auch nicht. Aber aufgrund der Trennung ist sie wütend und sehnt sich nach einem festen Halt. Das weiß Hannes sofort für sich nutzen. Ziemlich schnell befindet sich Linda in einer Spirale des Unglücks, aus der sie so einfach allein nicht mehr herauskommt...

Ich war auf dieses Buch sehr gespannt, da ich von der Autorin schon einige gute Bücher gelesen hatte und es schön finde, wie bei ihr die Moral und Grundprinzipien vermittelt werden. Dennoch hatte ich meine Befürchtungen, dass sie sich mit diesem Thema vielleicht ein wenig übernommen haben könnte, weil es eben sehr brisant und aktuell ist.

Schon schnell konnte ich meine Befürchtungen allerdings über Bord werfen. Von der ersten Seite an konnte mich dieses Buch fesseln. Ich habe mit Linda gelitten und mich mit ihr gefreut.
Allgemein fand ich die Darstellung der Protagonistin Linda sehr ansprechend. Sie war nie fanatisch und man merkte, wie sie schleichend die Kontrolle über das Ganze verlor. Vor allem das "Reinschlittern" in die rechte Szene wurde aus meiner Sicht besonders gut beschrieben, da Linda nur immer passiv dabei war. Wirklich überzeugt war sie von dem Ganzen nie und man merkte, dass sie nur nach einem festen Anker suchte.

Der Schreibstil ist einfühlsam und lässt sich gut lesen. Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen, weil es mich so sehr fesselte. Besonders gefiel es mir, dass das Buch nicht nur aus Lindas Sicht, sondern auch aus Jacubs Sicht, einem Ausländer, geschrieben wurde. Dadurch bekam man auf das Geschehen gleich einen ganz anderen Blick.
Glücklicherweise ist dieses Buch keins voller Klischees oder eines, bei dem man innerlich die ganze Zeit den moralisch erhobenen Zeigefinger vor Augen sieht, weshalb man sich als Leser auch nie angegriffen fühlt. Dennoch beginnt man, die derzeitige Situation in Deutschland zu hinterfragen und bekommt eben noch einmal gut vor Augen geführt, warum die Asylanten hier sind: weil sie auf unsere Hilfe angewiesen sind. Sie werden nicht verschönt dargestellt. Zwar möchte Jacub das Beste in Deutschland erreichen, aber es ist nicht so, dass sich jetzt alle Ausländer darum reißen, Deutsch zu lernen, wofür es die verschiedensten Gründe gibt. Diese Darstellung finde ich aber gut, weil sie der Realität entspricht. Die Autorin sagt nicht: jeder Mensch, der einer gewissen Nation angehört, ist so und so. Nein, sie differenziert. Und gerade das ist so entscheidend und macht das Buch so lehrreich.

Das Fazit dieses Buches? Jeder kann entscheiden, welchen Weg er einschlägt - ob er "gut" oder "böse" sein will. Niemand wird gezwungen, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten. Man sollte seine Mitmenschen nicht aufgrund seiner Herkunft verurteilen, sondern sie mit offenen Armen empfangen. Das mag sich jetzt alles sehr wichtigtuerisch anhören, was dieses Buch für eine Botschaft vermittelt, aber so kommt es beim Leser nie an.
Auf einfühlsame Art und Weise wird man an die Problematik dieses Themas herangeführt und beginnt zu reflektieren. Auch wenn man noch so ein guter Mensch ist, ist dieses Buch dennoch lesenswert: es manifestiert die Grundeinstellung der Gerechtigkeit in einem. Für mich eine absolute Leseempfehlung an jeden Menschen - ganz egal, wie alt er ist, welches Geschlecht er hat und woher er kommt.