Rezension

Faszinierend und enttäuschend

Abenteuer Mustang - Friederike-Anna Lechner, Erich Pröll

Abenteuer Mustang
von Friederike-Anna Lechner Erich Pröll

Bewertet mit 3 Sternen

Schon als Kind träumte Erich Pröll vom Reiten. Als sich der junge pferdebegeisterte Mann von seinem ersten selbstverdienten Geld endlich die ersehnten Reitstunden leisten konnte, da wurde er schwer enttäuscht: bei diesen militär-ähnlichen Übungen, die er da über sich und das Pferd ergehen lassen musste, kam weder eine Beziehung zum Pferd noch Freude am Reiten auf. Da musste es noch irgend etwas anderes geben. Erster Lichtblick war ein lokaler Reitwettbewerb, bei dem überraschend ein scheinbar völlig tiefenentspannter Mensch mit Cowboyhut siegte, der vorher nur von allen belächelt worden war.
Infolge seiner Karriere als erfolgreicher österreichischer Filmemacher konnte Erich Pröll dann häufig ins Ausland reisen und so berühmte Pferdetrainer wie Monty Roberts, Steve Mantle oder Lorenzo aus der Camargue kennenlernen, die auf eine Weise mit den Pferden arbeiten, die sich frappierend von der bei uns bekannten englischen Reitkunst unterscheidet. In den USA fing Erich Pröll dann schnell Feuer für die amerikanischen Wildpferde und wurde der erste Mustangbesitzer und -züchter auf dem Kontinent. Von dem langen Weg dorthin berichtet er in seinem Buch.

Über den oft etwas unbedarften Erzählstil sieht man anfangs noch gerne hinweg, denn die Aussage fasziniert: Erich Pröll hat im Laufe seines Lebens gelernt, seinen Reitstil der Pferd-Reiter-Beziehung anzupassen und nicht umgekehrt. Und man hofft geduldig, im Laufe der Lektüre noch viel darüber zu hören.

Ein bisschen mau ist es dann schon, was er von dem Training der Strafgefangenen mit den Mustangs in den USA berichtet. Eigentlich beschreibt er nur, wie er die Dreherlaubnis erhielt, sich im Gefängnis umsah und dann einen Mustang ersteigerte. Schade. Und allmählich nervt es dann wirklich. Zwei Stunden interviewt Erich Pröll Monty Roberts. Packend, spannend und enthusiastisch soll dieser dem Autor "seine immensen Erfahrungen mit Mustangs" geschildert haben. Aber anstatt diese an die Leser weiterzugeben, erzählt Pröll von einer Bronzeskulptur Monty Roberts, die dessen Frau angefertigt hat und die ihn zu übergewichtig darstellt, und von dem Rundgang durch die Roberts'sche Hazienda. Bei Pat Pirelli, dem Begründer des "Natural Horsemanship", das gleiche. Wie toll das Interview mit ihm war, wieviele Interviews Pat schon in seinem Leben gegeben hat, und was die beiden dann noch zusammen unternahmen. Davon, welche neuen Ideen und Einsichten ihm der berühmte Pferdetrainer für seine eigene Arbeit mit den Mustangs mit auf den Weg gab - nichts.

Ganz nebenbei berichtet Erich Pröll dann immerhin, dass er seine Pferde allein mit Knotenhalfter und nicht mit Eisen im Maul reitet. Dass das überhaupt geht, fasziniert mich. Und hin und wieder gibt es dann doch ein paar interessante Hinweise zu den Eigenheiten der Mustangs und Quarterhorses, zur Pferdeerziehung und -handhabung. Mir geht das Herz auf, wenn ich lese, wie geduldig und liebevoll der Autor mit seinen neu erworbenen Mustangs das Verladen in den Hänger probt, wie konsequent er jede Strafe und jede Gewalt ablehnt, und wie gelassen er auf den Spott der "richtigen" Cowboys hin zurückgibt, er wäre sowieso kein Cowboy und habe auch nicht vor, einer zu werden.

Leider muss ich sagen, dass dies schriftstellerisch das Schlechteste ist, was ich seit dieser unsäglichen "Ländersammlerin" gelesen habe. Mein dritter Stern ist denn auch eindeutig ein Sympathie-Stern. Dieser nette Österreicher kann noch so naiv schreiben: dass er sein erstes Pferd bekam, weil er eingewilligt hatte, diesem sein Gnadenbrot zu geben, erfüllt mich mit mehr als Respekt und beweist, dass es dem Menschen Erich Pröll Ernst ist mit seiner Wertschätzung für diese besonderen Geschöpfe.