Rezension

Faszinierende Fortsetzung

Das Jahrhundertversprechen
von Richard Dübell

Buchmeinung zu Richard Dübell – Das Jahrhundertversprechen

„Das Jahrhundertversprechen“ ist ein Roman von Richard Dübell, der 2018 bei Ullstein Taschenbuch als broschierte Ausgabe erschienen ist. Dies ist der dritte Band der Deutschland-Saga des Autors.

Zum Autor:
Richard Dübell, geboren 1962, lebt in Landshut. Als Autor von historischen Romanen stürmt er seit Jahren die Bestsellerlisten.

Klappentext:
Berlin in den Zwanziger Jahren: Der atemlose Tanz auf dem Vulkan
Berlin 1921: Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Alle Hoffnungen liegen nun auf Tochter Luisa, die beim Film Karriere machen soll. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Auch Luisa von Briest ist dem Rausch der Geschwindigkeit verfallen. Sie hat sich in einen erfolgreichen Rennfahrer verliebt. Doch ein Rausch birgt auch Gefahren - nicht nur in der Liebe: Am Horizont ziehen bereits die dunklen Wolken des Nationalsozialismus auf, und die Familie von Briest sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

Meine Meinung:
Nachdem es im ersten Band um die Eisenbahn und im zweiten Band um die Luftfahrt geht es nun um Automobile und den Film. Neben den Hauptfiguren der Familie von Briest spielt diesmal Max Brandow eine wesentliche Rolle. Er hat der Tochter Luisa vor Jahren das Leben gerettet, als er sich in die Schußbahn einer Kugel geworfen hat. So ist er in die Familie aufgenommen worden. Er ist auf der Strasse aufgewachsen, berlinert bei jeder Gelegenheit und ist ein guter Schrauber, der auch gerne selbst fahren möchte. Er ist mit ganzem Herzen dabei, hat auch Talent aber kein Geld. Manchmal überzieht er etwas und sein Gewissen könnte besser sein. Hermine und Otto achten auf ihn in gewohnter Weise und ihre Tochter Luisa empfindet mit der Zeit viel mehr für ihn. Als Antagonisten treten die Offizierswitwe Magda von Cramm und ihr Sohn Sigurd. Diese beiden sind leider sehr einseitig schwarz gezeichnet, vor allem Sigurd ist eher eine Karikatur.
Die Geschichte wird sehr schön in das historische Umfeld eingebettet und fast im Vorbeigehen wird die Zeit der ersten Nachkriegsjahre lebendig. Politische und wirtschaftliche Entwicklungen treffen nicht nur die Familie von Briest. Es ist die Zeit der Demagogen und der falschen Darstellungen. Rücksichtslose Menschen verunglimpfen ihre Gegenspieler und verbreiten Hass und Schrecken unter den Menschen. Soziales Elend bildet den Nährboden für die aufkommenden Extremisten und verantwortungsvolle Politiker haben es schwer und leben sogar gefährlich. Ähnlich ergeht es den Juden, die als Schuldige für den Niedergang und die Niederlage Deutschlands verantwortlich gemacht werden. All diese Entwicklungen beschreibt der Autor sehr eindrucksvoll und zeigt auch mit welchen Techniken und Vorgehensweisen der Aufstieg der Rechten gelingen konnte. Auch die Durchdringung weiter Teile des Polizeiapparats wird thematisiert.
Wie in den anderen Bänden bereichern Persönlichkeiten der damaligen Zeit as Figurenensemble, seien es Politiker wie Rathenau und Wirth oder andere Größen wie Carraciola und Fritz Lang. Es ist erstaunlich wie harmonisch diese Figuren in den Roman eingebunden werden.
Neben der historischen Seite nimmt auch die fiktive Geschichte der Protagonisten ihren Lauf. Sie ist geprägt von diversen Aufs und Abs, glücklichen und weniger glücklichen Momenten, Zeiten der Hoffnung aber auch der Angst. Die glaubhafte Verknüpfung realer und fiktiver Elemente ist die Stärke dieses Werkes. Man merkt den Figuren ihren Willen zum Überleben in schweren Zeiten an und fiebert mit ihnen mit.
Zum Ende hin steigt die Spannung noch einmal deutlich und entlädt sich in einem Showdown, der der Geschichte sehr gut angepasst ist. In einem Epilog wird kurz auf die weitere Entwicklung in Deutschland eingegangen und wie man bei den von Briest damit umgegangen ist. Es ist kein Bollywood-Ende und auch dies stimmt nachdenklich.

Fazit:
Mich hat der Roman von Beginn an gefesselt. Ich habe mit den Figuren gefiebert, gehofft und auch gelitten. Dazu habe ich einiges Neue über die Jahre nach dem ersten Weltkrieg erfahren. Die Verpackung war gelungen und auch der Humor kam nicht zu kurz. Die Stärke des Romans ist die gelungene Verbindung von realer und fiktiver Welt. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.