Rezension

Faszinierende Protagonistin, die einen zum Frieren bringt

Die Frau, die nie fror - Elisabeth Elo

Die Frau, die nie fror
von Elisabeth Elo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich kann das Buch nicht eindeutig in ein Genre einordnen.
Und, obwohl ich vor Lesebeginn immer gerne  grob wissen möchte, was mich erwartet (Liebe, Spannung oder Drama usw.), konnte mich die Geschichte und der Schreibstil der Autorin doch nach einigen Seiten ziemlich packen. Schon zu Beginn werden einige Fragen aufgewirbelt, die man schnell beantwortet wissen möchte, doch damit muss man sich knapp 500 Seiten gedulden.

Aber kurz zum Inhalt:
Es geht um die Protagonistin Pirio Kasparov, deren Leben durch ein paar Tiefschläge gekennzeichnet ist. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren gestorben und ihr Vater, Milosa, das typische russische Familienoberhaupt, zeigt ihr gegenüber wenig Gefühle und hat stets hohe Erwartungen an sie. So fordert er seine Tochter auch völlig selbstverständlich dazu auf, eigenhändig Nachforschungen anzustellen, nachdem sie auf hoher See fast ertrunken wäre: "Ich wünschte, er hätte mir genau das Gegenteil geraten. Dass er sich wenigstens einmal wie ein normaler Vater verhält und nicht möchte, dass ich mich in Gefahr begebe. Aber er hat sich seinen Erfolg als Einwanderer erarbeitet, hat Tag für Tag gekämpft, um jeden einzelnen Zentimeter, und von seiner Tochter erwartet er genau dasselbe." (Zitat Seite 162 f.)

Pirio ist versucht auf ihren Instinkt zu hören, wäre da nicht ihr Patensohn Noah, dessen Vater und Pirios guter Freund Ned mit ihr auf dem Fischerboot war und dabei starb, als das Boot von einem riesigen Schiff gerammt wurde und danach Fahrerflucht begann.
Nach und nach trifft sie auf ihrer Spurensuche auf einige Ungereimtheiten: Was geschah wirklich auf hoher See? Wer hat den Frachter auf Kollisionskurs mit ihnen gebracht? Wer war der rätselhafte Mann auf Neds Beerdigung? Wer war Ned wirklich?

Meine Meinung:
Mir gefiel von Beginn an der Schreibstil sehr gut. Das Buch hat einen unheimlich spannenden, unvorhersehbaren Aufbau. Obwohl richtige Action erst relativ spät aufkommt, habe ich doch sehr gespannt gelesen und auch viel wissenswertes erfahren.
Der Autorin ist meiner Meinung nach eine tolle Mischung aus Action, charakterstarken Figuren, deren Gefühlsentwicklung und einer tollen eindringlichen Sprache gelungen, die genauso wie die Protagonistin oftmals etwas geheimnisvoll wirkt. Besonders mag ich hier auch die häufig gut passende Ironie.

Jeder der Charaktere ist von der Autorin sehr ausgereift gezeichnet und mit Ecken und Kanten versehen. Das sorgt für eine tolle harmonische Mischung, obwohl die Charaktere selbst eilweise sehr gegensätzlich sing. Eine spannende Mischung. Insbesondere die Protagonistin Pirio hat mich gefesselt. Sie ist eine starke, taffe, mutige und auch etwas eigenwillige Persönlichkeit. Und wie sie immerzu Noah, ihrem 10jährigen Patensohn zur Seite steht ist äußerst sympathisch.

Dazu finde ich das Cover wundervoll gestaltet. Das Buch ist ein echter Blickfang im Regal, so dass sich der Kauf einer Hardcover-Ausgabe wirklich lohnt. Die Kälte, die im Buch ein ständiges Thema ist, wird hier toll dargestellt, indem der Schutzumschlag in Perlmutt schimmert und auch das Mystische der Protagonistin durch den Blick aus der Vogelperspektive auf die Frau erweckt Spannung und Neugierde.

Fazit:
Ich hatte direkt den Eindruck, dass es sich hier um eine ganz besondere und nicht alltägliche Geschichte handelt, der ich trotz der kleinen Langatmigkeit an wenigen Stellen gebannt gefolgt bin.
Das Buch war für mich definitiv etwas besonderes, sehr facettenreich mit tollen Entwicklungen und beeindruckenden Charakteren. Das Thema, das sich Pirio am Schluß ihrer Spurensuche offenbart, ist ein sehr ernstes und kritisches Thema. Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn man mal etwas außerhalb der "typischen" Thriller lesen möchte.
Aufgrund mancher langatmiger Passagen mache ich einen kleinen Abzug und vergebe 4,5 Sterne.

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 09. April 2014 um 22:22

Ein Buch, das mich sehr interessiert. Finde es eher vielversprechend, dass es sich nicht so schnell in ein Genre einsortieren läßt.