Rezension

faszinierende Welt, aber teils zähe Geschichte

Schnee wie Asche - Sara Raasch

Schnee wie Asche
von Sara Raasch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sechszehn Jahre ist es her, seit das Königreich Winter von Frühling überfallen und vernichtet wurde. Die Winterianer wurden gefangen genommen und schuften nun in Frühlings Arbeitslagern. Nur eine kleine Gruppe konnte entkommen, und sucht seitdem verzweifelt nach einem Weg, ihrem Volk zu helfen. Darunter das mutige Waisenmädchen Meira sowie der junge König Mather, auf dem alle Hoffnungen ruhen...

Die Bewertung dieses Buches fällt mir relativ schwer. Der Klappentext hat sehr hohe Erwartungen geweckt, aber ich habe mich aus verschiedenen Gründen mit dem Buch schwer getan.

Zwar ist die Welt, die Sara Raasch entwirft, absolut faszinierend, gleichzeitig ist es aber gerade zu Beginn schwierig, sich in der Vielzahl fremder Begriffe zurechtzufinden. Mit der Zeit wird die Ordnung der Welt und die Verteilung der Magie klarer und der Umgang mit den Begriffen leichter, ein Glossar hätte den Zugang zu dieser fremden Welt aber sicher erleichtert.
Die verschiedenen Länder mit ihren einzigartigen Völkern werden detailliert ausgearbeitet und sehr bildhaft dargestellt, sodass mir hier die Vorstellung leicht fiel.

Meira, die Ich-Erzählerin der Geschichte, mochte ich von Beginn an sehr gern. Sie will aktiv etwas für ihr Volk tun und nicht nur rumsitzen, obwohl sie keinerlei eigene Erinnerungen an Winter hat. Sie ist lebendig, neugierig und nervt ihr Umfeld, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.
Und sie ist ein absoluter "Glückspilz": Wie viele Gefahren die Sechszehnjährige übersteht und was sie alles leistet, erschein mir manchmal schon etwas zu groß für sie.
Sie hat aber auch eine sehr kindliche, verletzliche Seite, sodass man insgesamt über die Geschichte hinweg sehr unterschiedliche Facetten von ihr kennenlernt. Meira entwickelt sich stark weiter, wobei ich mir nach ihrem anfänglichen Tatendrang im zweiten Teil des Buches manchmal etwas mehr Präsenz von ihr gewünscht hätte.
Leider war das Geheimnis, das sie umgibt, von Beginn an vorhersehbar, sodass mich die „große Wendung“ zum Ende nicht überraschen konnte.

Die Handlung ist an sich sehr spannend. Die letzten Winterianer kämpfen um ihr Überleben. Verzweifelt versuchen sie, die Magiequelle ihres Landes zurückzuerhalten, in der Hoffnung, ihr versklavtes Volk damit retten zu können. Doch sie sind nunmal nur zu acht und haben es schwer, gegen ein ganzes Königreich anzutreten. Trotzdem begeben sie sich stetig in immer neue Gefahren, die für dramatische Szenen sorgen.
Insgesamt zog sich die Geschichte für mich allerdings etwas. Neben sehr action- und temporeichen Abschnitten gibt es immer wieder langwierige Passagen, in denen die Handlung nicht wirklich vorankommt. Zwar gibt es kleinere Überraschungen, insgesamt ist die Geschichte aber relativ vorhersehbar, sodass die große Spannung ausbleibt.
Am Ende sind viele der aufgeworfenen Fragen beantwortet und die wichtigsten Handlungsstränge abgeschlossen. Im Grunde bleibt nur ein Punkt offen, aber dieser kann das Schicksal alle Figuren weiter beeinflussen...

 

Fazit
Toll ausgearbeitete, aber sehr komplexe Welt, fantasievolle Völker, sympathische Figuren. Leider konnte mich die Geschichte nur selten überraschen und hätte insgesamt etwas mehr Tempo und Spannung vertragen.