Rezension

Faszinierender Blick hinter die Fassade der Vorstadtidylle

Kleine Feuer überall
von Celeste Ng

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Kleine Feuer überall" ist der zweite Roman der amerikanischen Autorin Celeste Ng und wirft einen präzisen Blick hinter die Fassade einer Vorstadtidylle.

Wie zerbrechlich eine solche Fassade sein kann, zeigt sich direkt am Anfang des Buchs: Die jüngste Tochter der Richardsons hat scheinbar das Haus der Familie in Shaker Heights, einem exakt geplanten und reglementierten Vorort von Cleveland, angezündet. In einer Rückblende wird dann erzählt, wie es dazu kam.

Celeste Ng zeichnet ein sehr interessantes Panorama der verschiedenen Charaktere im Vorort: Mrs Richardson, die ihr Leben streng nach Plan und den Regeln von Shaker Heights lebt, ihr Mann, der als Anwalt arbeitet, und ihre Kinder Trip, Lexie, Moody und Izzy, die alle ganz unterschiedlich mit dem Leben im Vorort zurechtkommen. Besonders faszinierend ist dabei der Hintergrund für das schwierige Verhältnis von Izzy zu ihrer Mutter. Die eigentliche Dynamik entwickelt sich dann durch das Aufeinandertreffen der Familie mit der Künstlerin Mia Warren und ihrer Tochter Pearl, die nach Shaker Heights ziehen. Mia Warrens Lebenseinstellung ist eine völlig andere als die von Mrs Richardson, was die Interaktionen der beiden sehr interessant macht.

Die Autorin lässt sich Zeit, die Verweise aus dem Prolog zu entschlüsseln, so dass es stets spannend bleibt. Die Beschreibung der Familiendynamiken und der Verhältnisse der verschiedenen Figuren untereinander, ihre Beweggründe, Gefühle und Einstellungen sind stimmig und lebensnah. Neben den Themen Familie und Vorortleben geht es auch um Lebensträume, Freundschaft, Vorurteile und Rassismus.

Ein schöner Roman, der schon wegen der vielen charakterlich so verschiedenen Personen nie langatmig wird, sondern ganz wunderbar zu lesen ist.