Rezension

Faszinierendes Spiel zwischen Realität und Phantasie!

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer - Alex Capus

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
von Alex Capus

An einem fiktiven Tag der  1920er Jahre kreuzen  sich in Zürich unbewusst die Wege der 3 Protagonisten des Romans. Der  junge orientierungslose  Schulabgänger Felix Bloch erhascht nur einen kurzen Blick auf das Mädchen Laura, das sich auf der Durchreise nach Marseille befindet, wo ihre Künstlerfamilie ein neues, sesshaftes Leben beginnen will, während sie selbst davon träumt Sängerin zu werden. Zur gleichen Zeit befindet sich der Kunstfälscher Emile Gillieron in Zürich um in der Stadt seiner Ahnen  die Asche seines verstorbenen Vaters zu verstreuen. 

Ausgehend von diesem schicksalhaften Tag zeichnet Capus fortan abwechselnd die Lebenswege der drei Helden in einer Zeit der europäischen Umbrüche, der Wirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus nach: Der junge Felix kommt durch mehrere Zufälle zur Physik und leistet durch seine unbedarfte Beharrlichkeit entscheidende Forschungsarbeit auf dem Atomphysik, die ihn, der doch eigentlich ein glühender Pazifist ist, mit dem Bau der Atombombe konfrontiert. Die couragierte Laura verdingt sich nach gescheitertem Konservatoriumsbesuch als Varietesängerin und schließlich als Spionin und ernährt damit in schwierigen Zeiten ihre Familie, während der begabte Maler Emile Gillieron einem Ruf des Archäölogen Schliemann nach Griechenland folgt, um dessen etwas fragwürdige Grabungsergebnisse zu dokumentieren und "öffentlichkeitswirksam aufzuarbeiten". Alle drei  verbindet das Talent für eine Sache und der naive, unbeirrbare Wunsch, diesem nachzugehen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie alle damit Geschichte schreiben. 

Capus macht mit diesem Kunstgriff des Verwebens von Fiktion und Wirklichkeit deutlich, dass Weltgeschichte nicht ausschließlich Berechnung und Kalkül bedeutet, sondern zu einem großen Teil auch vom Zufall geschrieben wird. Amusant und faszinierend zugleich!