Rezension

Faszinierendes Szenario und spannende Story!

Scythe - Neal Shusterman

Scythe
von Neal Shusterman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt
In einer scheinbar perfekten Welt, in der Menschen keines natürlichen Todes mehr sterben, werden sogenannte Scythes ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, systematisch eine bestimmte Anzahl von Menschen pro Jahr zu töten, um eine Überbevölkerung zu verhindern. Doch das System ist alles andere als perfekt.
Die beiden Jugendlichen Citra und Rowan werden beide von Scythe Faraday auserwählt, bei ihm ausgebildet zu werden. Eine*r von ihnen soll nach einem Jahr zum Scythe werden. Doch dann geraten die beiden zwischen die Fronten.

Meinung
Das Szenario von "Scythe" ist mehr als faszinierend. Die weiter entwickelte Technik und neue politische Systeme, auch die Idee einer alles sehenden und kontrollierenden künstlichen Intelligenz kennt man schon aus anderen Dystopien, auch wenn ich Neal Shustermans Umsetzung davon durchaus gelungen fand. Doch was mich wirklich begeistern konnte war die Idee der Scythes und die vielen philosophischen Fragen über den Wert und den Sinn des Lebens, die sich indirekt daraus ergeben. Wenn alle Menschen nicht mehr nur theoretisch das Recht auf unversehrtes Leben sondern auch die Möglichkeit dazu haben, aber dennoch einige von ihnen sterben müssen, wie entscheidet man dann, wer sterben muss? Wie sorgt man dafür, dass Scythes nach "objektiven Kriterien" töten? Wie stellt man sicher, dass sie keine Lust am Töten finden?
Ein wenig wurde ich auch das Gefühl nicht los, dass schwarzer Humor und ein Hang zum Makaberen bei der Entwicklung des Buches eine Rolle spielten.

Aus der wunderbar durchdachten Idee entwickelt sich eine packende Handlung, denn wie man schon früh erahnen konnte, ist das System der Scythes nicht so erhaben und neutral, wie sie es gerne hätten. Auch in einer scheinbar perfekten Welt sind die Menschen es nicht und es bilden sich politische Intrigen und finstere Pläne, in die die beiden Hauptfiguren hineingeraten. Durch den tödlichen Beruf der Scythes und die Möglichkeit des Wiederbelebens enthält das Buch jede Menge, teils ziemlich gewalttätige Actionszenen und einige coole Twists bereit, die nur durch das gelungene Szenario möglich sind.
Die Figuren entsprechen fast alle gewissen Stereotypen, konnten mich aber dennoch überzeugen. Rowan und Citra werden beide von Faraday aufgrund ihres aufgeweckten, mitfühlenden und rebellischen Charakters ausgewählt, der sie mir schnell sympathisch machte. Im Laufe des Buches entwickeln beide sich jedoch authentischerweise sehr unterschiedlich und überzeugend.
Faraday hat mit seiner weisen und wohlwollenden Art ein wenig etwas von Dumbledore und sowohl er als auch Scythe Curie faszinnierten mich.

Der einzige Punkt, der mich etwas irritierte, war der Tonist Cult, eine Religion zu ehren der heiligen Stimmgabel. Diese "Kirche" wirkte für mich nicht albern genug, um eine Parodie zu sein, da sie im Buch eher ernste Auftritte hat, die Grundidee aber wiederum zu albern, um ernst gemeint zu sein. Was Shusterman damit bezwecken wollte, hat sich mir nicht erschlossen.

Fazit
"Scythe" basiert auf einem faszinierenden und gut durchdachten Szenario und kann mit interessanten Figuren und jeder Menge Action aufwarten.