Rezension

Fatale Leidenschaft

Alles Begehren - Ruth Jones

Alles Begehren
von Ruth Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Als Kate Andrews und Callum McGregor sich zum ersten Mal 1985 in einer Bar in Schottland über den Weg laufen, ist sie eine lebensbejahende 21-jährige Schauspielstudentin und er ein 36-jähriger Familienvater. Die können sich der gegenseitigen Anziehung nicht entziehen und stürzen sich Hals über Kopf in eine Affäre, die erst durch die Entdeckung von Callums Ehefrau Belinda ein jähes Ende findet. 17 Jahre gehen ins Land, Kate ist inzwischen mit Matt verheiratet und Mutter einer Tochter, gleichzeitig ist sie als Schauspielerin erfolgreich, da steht ihr Callum plötzlich wieder gegenüber. Die Begegnung wirbelt beider Leben kräftig durcheinander und stürzt sie in ein Gefühlschaos. Wie wird sich ihrer beider Leben verändern?

Ruth Jones hat mit ihrem Buch „Alles Begehren“ einen sehr unterhaltsamen und emotionalen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt den Leser von der ersten Seite an. Die Geschichte wird auf verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser einen guten Rundumblick aus erster Hand über die Gedanken und Gefühle von Callum, Kate, Matt und Belinda erhält. Gleichzeitig wird durch den Wechsel zwischen den Jahren 1985 und 2002 dem Leser Einblick in Callums und Kates gemeinsame Geschichte in der Vergangenheit geliefert, um die Beziehung der beiden besser zu verstehen. Gleichzeitig erfährt er aber auch, was die beiden in der Zwischenzeit bis zur erneuten Begegnung alles wiederfahren ist. Die Autorin erzählt die Geschichte mit viel Geschick, ohne sie besonders auszuschmücken, sondern recht nachvollziehbar und bedient sich dabei auch recht schwieriger Themen wie Alkoholismus, Magersucht und Depressionen, die sie aber sehr glaubhaft in die Handlung hineinwebt und so den Leser manche Dinge besser verstehen lässt.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr menschlich sowohl aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften als auch in Hinblick auf ihre Gefühls- und Gedankenwelt, was sie sehr authentisch macht. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen. Callum ist ein freundlicher Mann, der eigentlich ein glückliches Leben mit seiner Familie führt. Aber das reicht ihm nicht, er lässt sich von seinem Begehren steuern und verliert dabei den Blick auf die wesentlichen Dinge, die ihm Sicherheit geben. Er geht Risiken ein und oftmals wirkt er einfach dumm, weil er nicht darüber nachdenkt, was ihn das alles kosten wird. Kate ist eine sehr selbstbewusste und starke Frau, die sich einfach nimmt, was sie will ohne Rücksicht auf Verluste. Ihre Ehe macht sie nicht glücklich, dafür trauert sie immer noch der Vergangenheit und Callum hinterher. Gleichzeitig ist sie von vielen Ängsten befallen, und kämpft gegen einige Dämonen, unter anderem gegen Depressionen an. Vielleicht, weil sie doch nicht alles bekommen hat, was sie sich erträumte? Auch die weiteren Protagonisten wie Callums Ehefrau Belinda und Kates Mann Matt sind sehr gut dargestellt und geben der Handlung zusätzlichen Input.

„Alles Begehren“ ist ein gekonnt erzählter fesselnder Roman über Vertrauen, Betrug, Liebe und Begehren und über die Folgen, die daraus entstehen, weil viele andere Menschen wie ein Sog mit in eine schicksalshafte Spirale gezogen werden. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!