Rezension

Fatales Schweigen – Packend dramatisch und psychologisch gekonnt

Die gute Tochter - Karin Slaughter

Die gute Tochter
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Als Gamma, Samanthas Mutter, Sam bittet auf ihre kleine Schwester Charlie aufzupassen, ahnt diese nicht, dass sich in den nächsten Minuten dramatisches abspielen wird und dass dies die wenigen letzten Worte ihrer Mutter sein werden.

Gamma wird kaltblütig erschossen und die beiden Mädchen unter Todesangst in den Walt getrieben. Dort wartet ein bereits ausgehobenes Grab auf sie. Sam ermöglicht ihrer Schwester wegzulaufen und obwohl dies Rettung bedeutet, verändert es das Leben von Sam und Charlie auf bitterste und emotionalste Weise.

Achtundzwanzig Jahre später kommt es in einer Schule zu einem scheinbaren Amoklauf und Charlie wird erneut Zeugin einer grausamen Bluttat, die die damaligen Schreckensszenarien aus der Kindheit auf brutalste Weise wieder lebendig werden lassen.

Die Autorin:

Die internationale Nummer-1-Bestsellerautorin Karin Slaughter ist eine der weltweit populärsten und gefeiertsten Schriftstellerinnen. Ihre Bücher wurden in 33 Sprachen übersetzt und haben sich insgesamt über 30 Millionen Mal verkauft. Ihr Gesamtwerk beinhaltet die Grant County und Will Trent-Reihen, außerdem Cop Town- Stadt der Angst, das für den renommierten Edgar-Krimipreis nominiert wurde, sowie den psychologischen Thriller Pretty Girls. Karin Slaughter stammt aus Georgia und lebt zurzeit in Atlanta.

Reflektionen:

Karin Slaughter überrascht in die gute Tochter mit besonders intensiv gezeichneten Charakteren und erlaubt so besonders tiefe Einblicke in die Seelen der Figuren, die von Schuld und qualvollem Leid gezeichnet sind.

Sam und Charlie sind Schwestern, die gemeinsam eine furchtbare und brutale Attacke überleben, während ihre Mutter auf grauenvolle Weise vor ihren Augen ermordet wird. Man sollte meinen, dass ein derartiges Drama und Schreckensszenario die Schwestern noch näher aneinanderbindet, doch bei Sam und Charlie liegen die Dinge völlig anders.

Karin Slaughter schreibt in großen Kapiteln perspektivisch aus Sicht beider Schwestern. Während Sam schwer verletzt nur langsam wieder zum Leben zurück findet, schließt Charlie mit ihrem Vater Rusty einen Pakt. Sie verpacken die Wahrheit in einem Karton und verschließen ihn, während Charlies Leben von nun an auf den Säulen einer Lüge steht. Rusty ist Anwalt und will seine Tochter so schützen.

Achtundzwanzig Jahre später, Sam und Charlie haben keinerlei Kontakt mehr, wird Charlie Zeugin eines brutalen Verbrechens. Eine Schülerin läuft Amok und schießt um sich. Plötzlich sind die Erinnerungen der Kindheit präsenter denn je und familiäre Umstände führen dazu, das Sam zurückkehrt.

Karin Slaughter ist es gelungen, die Zwietracht zwischen den Schwestern auf eine intelligente Weise und mit Hilfe eines raffinierten psychologischen Aufbaus glaubhaft zu begründen. Vielmals schrieb Karin Slaughter actiongeladene Thriller, doch dieses Mal überzeugt sie mit einem psychologisch emotionalen Aufbau, den man bisher von ihr so nicht kannte. Wie gewohnt stellt sie Handlungen der Verbrechen auf unverblümte brutale und blutige Weise dar, so dass zart besaitete Leser das Buch vor Schreck zuklappen und im Keller verbannen würden.

Karin Slaughter lässt die fesselnde Spannungskurve auf einem hohen Niveau agieren und doch bin ich dieses Mal nicht Feuer und Flamme, obwohl ich Slaughter Stil seit vielen Jahren wirklich liebe. Ich weiß lange Zeit nicht, wohin mich die atmosphärisch dichte Geschichte führen wird. Ich verliere sogar beinahe den Faden, kann nicht jeden Zusammenhang klar herstellen und fühle mich zwischendurch so gar nicht gut aufgehoben mit der Geschichte der guten Tochter. Es mag daran liegen, dass ich meine Bücher zu bewusst lese und jeden geschriebenen Satz und jede Kleinigkeit überdenke. Im Nachhinein betrachtet verbinden sich aber noch alle einzelnen Fäden zu einem goldenen, stimmigen Band zusammen, doch mir wäre eine harmonischere Gestaltung der intelligenten Verstrickungen lieber gewesen und ich weiß, dass Karin Slaughter das kann.

Fazit und Bewertung:

In die gute Tochter zeigt sich Karin Slaughter schriftstellerisch von einer neuen Seite, indem sie neben den gewohnt guten und blutigen Action Szenen den Schwerpunkt nun auf einen raffinierten, psychologischen Aufbau legt. Die atmosphärisch dichte Geschichte spielt mit den Eindrücken und Emotionen der Leser, die sie durch tiefe Einblicke in die Seelen der Figuren erhalten.

Spannend, dramatisch, gekonnt und gut.

©nisnis-buecherliebe