Rezension

Fauler Zauber - leicht gemacht...

Hex Files - Hexen gibt es doch - Helen Harper

Hex Files - Hexen gibt es doch
von Helen Harper

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung

 

Fauler Zauber - leicht gemacht...

 

Um eines direkt klarzustellen: Ivy Wilde ist keine Heldin. Eigentlich ist sie die allerletzte Hexe auf der Welt, die man rufen würde, sollte man magische Unterstützung benötigen (was nicht heißt, dass sie es nicht könnte!). Ginge es nach Ivy selbst, würde sie am liebsten den ganzen Tag auf der Couch hängen, Serien gucken, Junkfood mampfen und mit ihrer Katze Streitgespräche führen. Doch durch einen Bürokratiefehler wird Ivy Opfer einer vertauschten Identität und unfreiwillig - sehr, sehr unfreiwillig! - mitten hineingeschleudert in den Arkanen Zweig, der Ermittlungsbehörde des Heiligen Ordens der Magischen Erleuchtung. Rasend schnell vervierfachen sich Ivys Probleme, als dann auch noch ein wertvolles Objekt gestohlen und sie daher gezwungen ist, mit Adeptus Exemptus Raphael Winter zusammenzuarbeiten. Raphaels saphirblaue Augen lassen in Ivys Magen zwar irgendwie Schmetterlinge flattern, aber eigentlich zeigt der Adeptus all das, was Ivy aus tiefstem Herzen ablehnt: die freudlosen Tücken von zu viel stoischem Hexenwerk. Und je länger Raphael Ivy piesackt, desto größer wird ihr Verlangen ... ihn in einen Frosch zu verwandeln!

 

Meinung

 

"Hex Files - Hexen gibt es doch" ist der Auftakt der Hex - Files - Reihe von Helen Harper. Das Buch ist am 1. Juni im Lyx Verlag erschienen, umfasst 285 Seiten und ist als ebook oder als Hörbuch erhältlich. Es wird ab 16 Jahren empfohlen. Ich habe bereits etwas von der Autorin gelesen. Das fand ich nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Hier hat mich die Kurzbeschreibung dermaßen angesprochen, dass ich die Geschichte unbedingt kennenlernen wollte. Wie man weiß, wird im spätmittelalterlichem Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete Frau als Hexe bezeichnet, wenn sie schwarze Magie ausübt und einen Pakt mit dem Teufel oder Dämonen eingegangen ist. In zahlreichen Märchen oder anderen literarischen Werken findet man Hexen und meist sind diese böse. Daneben zeigen sich aber ebenso positive Hexenbilder und der Begriff hat seine frühere negative Bedeutung etwas verloren. Helen Harper hat unsere Welt neben den normalen Menschen mit Hexen besiedelt. Meist friedlich und einander ergänzend leben diese in verträglicher Koexistenz. 

 

Ich habe zu lesen begonnen und bin schnell und gut in der Geschichte gelandet. Dem Leser wird bald klar, dass Ivy Wilde keine klischeehafte Hauptprotagonistin ist. Die siebenundzwanzig Jahre alte Hexe verdient ihren Lebensunterhalt als Taxifahrerin, frönt ihrer Faulheit und geht gerne den Weg des geringsten Widerstandes. Ihre Meinung zum Hexenorden ist nicht gerade positiv, doch sie hält auch nicht viel von dem ins Leben gerufenen Hexenzirkel, der sich gegen den Orden auflehnen will. Ivy ist talentiert und schlau. Sie verhält sich allerdings sehr unkonventionell und ist nicht auf den Mund gefallen. Sarkasmus und Ironie gehören ebenso zu ihr wie ihr freigeistiges Denken. Die Zusammenarbeit mit Adeptus Exemptus Raphael Winter ist in mehrerer Hinsicht eine Herausforderung für sie. Als Soldatenkind und Verfechter des Ordens ist er ihr zu streng, zu steif und zu stoisch. Schnell nervt sie seine Beharrlichkeit, seine Reserviertheit und seine Unnachgiebigkeit. Hier prallen zwei Welten aufeinander und der Bücherliebhaber darf live dabei sein.

 

Die Geschichte hat mich schnell für sich eingenommen. Nein, eigentlich hat das Ivy getan, doch nach 20 Prozent war mir klar: Ich liebe dieses Buch! Oft ringt mir eine Erzählung ein Augenrollen, ein Lächeln oder tiefes Luftholen ab, aber hier musste ich Lachen. Und das wieder und wieder. Ivy ist einfach göttlich. Ihre Gedanken, ihr Tun und ihr Mundwerk sind absolut unterhaltsam. Auch Raphael trug seinen Teil dazu bei. Dann gab es noch ein Highlight für mich - Ivys Gefährten. Mit Magie hat die Hexe es geschafft, ihren Kater die menschliche Sprache beizubringen. Und auch wenn sein Wortschatz begrenzt ist, setzt er sich gebührend in Szene. Alles beginnt mit einer lästigen aber harmlosen Zusammenarbeit, geht den Weg über Diebstahl schließlich zu Mord. Bei der Aufklärung war ich mit Aufmerksamkeit dabei, hinter die letztliche Lösung kam ich allerdings nicht frühzeitig. Ivy und Raphael sind ein gut funktionierendes Ermittlerteam. Außerdem knistert es ein wenig zwischen den beiden. Ich mochte das Buch richtig gerne und ich freue mich auf die Fortsetzung im Herbst.

 

Erzählt wird aus der Sicht von Ivy. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, gespickt mit Charme, Spannung und jeder Menge Humor. Die Sprache ist zur Erzählung passend und das Erzähltempo empfand ich angenehm. 

 

Fazit: "Hex Files - Hexen gibt es doch" ist der Auftakt der Hex - Files - Reihe von Helen Harper. Alles beginnt mit einer lästigen aber harmlosen Zusammenarbeit, geht den Weg über Diebstahl schließlich zu Mord. Ivy ist einfach göttlich. Ihre Gedanken, ihr Tun und ihr Mundwerk sind absolut unterhaltsam. Die Geschichte hat mich schnell für sich eingenommen. Witzig. Erfrischend. Spannend. Originell. Für mich ein kleines Highlight. Von mir gibt es ***** Sterne. 

 

Zitat

 

Nebenan führte Winter eine fruchtlose Diskussion mit Brutus.

"Ich habe dir jede Menge Zuwendung gegönnt. Jetzt lass mich mal in Ruhe."

"Streicheln."

"Letztes Mal hast du mich gekratzt."

"Streicheln."

"Gut. Aber nicht die Krallen ausfahren."

Auf eine Pause folgte ein schmerzverzerrtes Zischen.

"Du kleiner Dreckskerl."

Ich konnte Brutus fast kichern hören.

(Pos. 1825)

 

Reihe

 

Band 1: Hex - Files - Hexen gibt es doch

Band 2: Hex - Files - Wilde Hexen (September 2020)