Rezension

Faustus, der Glückliche

Der Spielmann - Oliver Pötzsch

Der Spielmann
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Faustus, der Glückliche, hatte offenbar keine so glückliche Kindheit. Die Mutter ist krank, der Vater und seine älteren Brüder mögen ihn nicht. Nur mit Margarethe und seinem jüngeren Bruder Martin kommt Johann gut klar. Freunde scheint er nicht zu haben, und in Margarethes Bruder Ludwig hat er sogar einen Feind. Wenn dann die wenigen positiven Bezugspersonen nach und nach wegfallen, wird das Leben nicht leichter. Die Mutter stirbt, und Margarethe wird von ihrem Vater mit einem anderen Mann verlobt. Johann ist in Margarethe verliebt, und auch sie ist ihm sehr zugeneigt, doch ihre Beziehung hat keine Zukunft. Johann ist fasziniert von Gauklern und Zauberern, besonders ein mysteriöser Magier hat es ihm angetan. Er lernt selbst einige Kunststücke, was ihn nicht gerade beliebter macht. Er gilt in Knittlingen als Sonderling. Als der Vater endgültig mit ihm bricht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als Knittlingen zu verlassen. Auf der Straße nach Süden trifft er wieder auf den mysteriösen Zauberer, der ihn als Gehilfen verpflichtet. Auf was er sich da eingelassen hat, wird dem jungen Faustus erst etwas später klar. Der Zauberer Tonio scheint mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen. Vermutlich hat er auch etwas mit den verschwundenen Kindern zu tun, die immer dort verschwinden, wo Tonio sich aufhält. Nach einem schrecklichen Erlebnis flieht Johann Hals über Kopf vor Tonio. Er schließt sich in Augsburg einer anderen Gauklertruppe an, die über die Alpen nach Italien ziehen will. Venedig sehen, davon träumte Johann schon immer. Nun könnte es wahr werden. Doch der dunkle Tonio ist nicht bereit, den Johann so schnell aufzugeben...

Ein neuer Faust, so könnte man meinen. Ja, irgendwie schon. Nicht so wie der von Goethe, nein, viel spannender, wie ich finde. Im Pötzschen Stil, der sehr angenehm zu lesen ist, entwickelt sich hier eine wunderbare Geschichte. Der Leser taucht ein in die damalige Zeit mit all ihren Widrigkeiten und begibt sich mit Faustus auf eine interessante Reise nach Süden. Faszinierend und, wie ich finde, keineswegs zu langatmig. Dieses Buch war für mich ein Lesegenuss, und ich freue mich schon auf den Folgeband, der im nächsten Jahr erscheinen wird.