Rezension

Faustus = Der Glückliche?

Der Spielmann - Oliver Pötzsch

Der Spielmann
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

1486: Johann Georg ist ein aufgeweckter und besonderer Junge. Seine Mutter nennt ihn ,,Faustus“, den Glücklichen, da bei seiner Geburt die Sterne in einer besonderen Konstellation standen. Doch nach dem Tod der Mutter ist Johanns Leben alles andere als glücklich. Die Brüder hänseln ihn wegen seiner Andersartigkeit, vom Vater wird er abgelehnt. Als dann auch noch die Liebe zu seiner Jugendfreundin Margarethe unglücklich endet, schließt sich Johann Georg dem Magier Tonio del Moravia an. Dieser zieht als fahrender Gaukler und Magier durch die Lande, verkauft Heiltränke und sagt den Leuten ihre Zukunft vorher. Faustus ist fasziniert von Tonio del Moravia, von ihm lernt er nicht nur Zaubertricks, Handlesen und das Erstellen von Horoskopen, sondern wird durch ihn auch selbständiger und erwachsener. Allerdings fürchtet er auch seinen Meister und dessen Raben und Krähen, die ihn immer begleiten. Mehr und mehr beschleicht Faustus der Verdacht, dass del Moravia mit dunklen Mächten in Verbindung steht und eine tödliche Gefahr für ihn darstellt. Faustus flieht und schließt sich einem Gauklertrupp an, mit dem er durch Italien bis nach Venedig zieht. Doch auch dort kann er del Moravias Einfluss nicht entfliehen.

Plötzsch gestaltet seine Figuren facettenreich, das Geschehen wird sehr anschaulich und farbenfroh erzählt, sodass man als Leser mitfiebern und mitleiden kann. Phantastisches und Gruseliges wird mit historischen Fakten verknüpft und zu einer großen Abenteuergeschichte verwoben. Wie schon Goethe ließ auch Oliver Plötzsch sich von der Geschichte des Dr. Faustus inspirieren. Und wer Goethes ,,Faust“ kennt, wird so manche Figur und so manches Zitat im ,,Spielmann“ wiedererkennen, die Plötzsch aber kreativ nutzt und in neue Zusammenhänge stellt.

Der fast 800 Seiten starke Roman ist ein wahrer Schmöker. Wer historische Romane und Abenteuer mag, kommt hier voll auf seine Kosten.