Rezension

Fazit: Schade

Die Sommer mit Lulu
von Peter Nichols

Bewertet mit 2 Sternen

„ … mit Anlaufschwierigkeiten“ habe ich in einer Rezension gelesen und leider muss ich mich dieser Feststellung anschließen. Ich würde sogar weitergehen und sagen wollen, dass diese Anlaufschwierigkeiten sehr, sehr lange anhalten und es mir schwer gemacht haben, das Buch überhaupt zu Ende zu lesen.

Dabei fing es mit einer sehr vielversprechenden Leseprobe an und auch mit einer Erzählidee, die mich sehr neugierig gemacht hat. Lulu und Gerald waren einmal ein Ehepaar, damals vor etwa 60 Jahren. Obwohl beide fast ihr ganzes Leben auf Mallorca verbringen, vergehen die Jahre nach dem Bruch der Beziehung ohne ein weiteres Zusammentreffen der beiden bis zu diesem Tag, der ihre beiden Leben beenden wird.
Eine zufällige Begegnung dieser beiden Personen steht am Anfang des Romans und von jetzt auf gleich  befinden sich Lulu und Gerald in einem heftigen Streit. Dieser wird nicht nur verbal ausgetragen, sondern führt auch zu vielleicht nicht beabsichtigten Handgreiflichkeiten und endet mit fatalen Folgen. Die beiden Alten stürzen über die Klippen ab und überleben diesen Absturz nicht. Auf der Polizeistation begegnen sich Luc und Aegina, die Kinder der beiden aus späteren Ehen. War es ein Unfall? Was genau ist passiert? Die Fragen bleiben in letzter Konsequenz auch für den Leser unbeantwortet.
Nun beginnt eine rückwärts gerichtete Erzählweise das Leben der beiden Protagonisten zu beleuchten, aber leider in einer Weise, bei der man sehr schnell den Eindruck gewinnt, dass die eigentlichen Hauptfiguren an den Rand treten, vielleicht sogar an den Rand gedrängt werden.

In fünf Etappen, die zeitlichen Abstände sind sehr unterschiedlich und betragen mal nur drei, in anderen Fällen mehr als 20 Jahre, sollten wir jetzt doch eigentlich die Gesichte von Lulu und Gerald erfahren und auch, was die beiden so sehr entzweit hat. Nur leider passiert das nicht. Ohne rechten Zusammenhang werden in den Mittelpunkt dieser Episoden Figuren gestellt, die zwar alle in irgendwelchen Beziehung zu mindest einer der beiden Protagonisten stehen, aber im Roman soviel Raum einnehmen, dass von Lulu und Gerald nicht mehr so viel die Rede ist.
Erst am Schluss erfahren wir auf den letzen Seiten den Grund für die Verletzung, die Lulu ihrem damaligen Ehemann Gerald nie verzeihen konnte.

Und von diesen letzten Seiten habe ich mich dann in gewisser Weise belohnt gefühlt, dass ich durchgehalten habe. Bis dahin war mein Weiterlesen vor allem der Tatsache geschuldet, dass ich eine Rezension schreiben musste.

Ja, es gibt auch einige wenige Dinge, die mir gut gefallen haben. Beispielsweise die landschaftlichen Eigenheiten der Insel und deren Veränderung im Laufe der Jahre wurden gut eingefangen. Der Umgang mit den landwirtschaftlichen Erzeugnissen war für mich ebenfalls sehr berührend dargestellt.

Trotzdem bleibt aber mein Fazit: Schade, ich hatte mir sehr viel mehr von diesem Buch versprochen.