Rezension

FBI-Agentin a. D. Schlagkräftig gut!

Der stille Sammler - Becky Masterman

Der stille Sammler
von Becky Masterman

Ein etwas älteres Werk, von 2013, ist der Thriller von Becky Masterman „Der stille Sammler“, bei der eine schon ältere Ermittlerin a. D. die Hauptrolle spielt. Brigid Qinn ist bereits 59 Jahre alt und endlich mit dem Mann ihrer Träume verheiratet, als sie ihre Vergangenheit einholt. Sie ist bereits mehrere Jahre in Pension und hat vorher beim FBI gearbeitet. In jungen Jahren Undercover unterwegs, musste sie nach einem Unfall ihren aktiven Dienst aufgeben, hat aber noch einiges auf Lager; ihre Fitness ist bewundernswert.
Sie kommt einem so wunderbar normal vor, diese Brigid Quinn, endlich mal eine ältere Frau, die ihre Qualen mit dem Alter und ihrer Arbeit hat, die sie ja doch nie so richtig los gelassen hat. Die Autorin selbst lebt und arbeitet in Arizona, deshalb wirkt auch ihre Protagonistin dort. Es ist heiß, Wüsten spielen genauso eine Rolle wie höher gelegene Obstplantagen. Handwerklich gut geschrieben wird ein Spannungsbogen aufgebaut, bei der auch die noch junge Liebe von Brigid auf eine harte Probe gestellt wird.
Wie ich schon oft in anderen Roman und auch in Filmen entnehmen konnte, werden Menschen außerhalb eines Militärumfeldes oder einer Polizeistation oder des, wie hier spielenden, FBI, als Zivilisten bezeichnet. Als gebe es außerhalb dieses Dunstkreises keine Menschen, die ebenfalls gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen würden, die dort ausgebildet werden. Meist kommt das abwertend herüber, genauso ist es auch hier. Brigid sagt ihrem Mann nicht die Wahrheit über das, was sie in ihrem Job geleistet, getan hat. Sie unterschätzt ihren Mann darin, dass er selbst so einiges erlebt und auch ertragen kann. Zum Beispiel hat sie einen unbewaffneten Menschen getötet. Darin ist sie gut, darin ist sie ausgebildet. Als sie selbst nicht mehr Undercover arbeiten konnte, bildete sie eine jüngere Kollegin aus, die ihren Job übernehmen musste. Doch es kam zu einer fatalen Kette von Missverständnissen und die junge Kollegin, Jessica, wurde vom sogenannten Rout-66-Killer entführt, Brigid und ihre Kollegen mussten davon ausgehen, dass sie tot ist. Bald darauf ging sie in Pension.
Brigid wird reaktiviert, als ein Serientäter gesteht, dieser Route-66-Killer zu sein, der sie und ihre Nachfolgerin, Laura Coleman, nach Jahren der Suche zur Leiche von Jessica führt. Ihr ehemaliges Team holt sie ab, Max, der Ermittler, David Weiss, der Profiler. Schnell findet sie heraus, dass der Killer mitnichten der ist, der er vorgibt zu sein. Und auch Laura ist alles andere als überzeugt. Doch ihre Vorgesetzten wollen nichts davon wissen, sie lassen die Frauen ins Leere laufen. Selbst, als Laura entführt wird, wie es scheint, und Brigid von einem anderen Mörder angegriffen wird, ändert sich nichts. Nicht aber für Brigid. Sie kann den Angriff abwehren, doch tötet sie aus versehen den Mistkerl. Nun begeht sie den großen Fehler, der sie durch die gesamte Geschichte wie ein roter Faden begleiten wird. Sie vertuscht den Mord, erklärt sich ihrem Mann gegenüber ebenfalls nicht und geht nun alleine auf die Jagd nach dem Entführer von Laura und dem Route-66-Killer.
Es kommen die üblichen Kehrtwendungen, Überraschungen, das gesamt Paket, was einen guten Thriller ausmacht. Die Autorin profitiert davon, dass sie seit vielen Jahren in einem amerikanischen Verlag, der auf forensische Fachliteratur spezialisiert ist, als Lektorin arbeitet. Hier hat sie die besten Experten auf diesem Gebiet gleich in Reichweite, bei denen sie sich so manchen Rat holen konnte, und das merkt man dem Thriller auch an. Der nachfolgende Band mit Brigid Quinn als Ermittlerin a. D. ist bereits erhältlich unter dem Titel „Bis du tot bist“, ebenfalls beim Lübbe Verlag erschienen.